Posts Tagged ‘Schöpfung’

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Zusammenfassung

  1. die sechs Tage kommen unserem begrenzten Auffassungsvermögen entgegen und reizen unseren Verstand, über die Schöpfung nachzudenken, im Gehorsam des Glaubens und im Hinblick auf dem siebten Tag, dem Tag der Ruhe
  2. die sechs Tag zeigen auch Gottes väterliche Fürsorge, weil er alles erschaffen hat, was der Mensch braucht, bevor er ihn schuf.

Text

Aus ähnlicher Erwägung berichtet auch Mose, daß Gottes Werk nicht in einem Augenblick, sondern in sechs Tagen vollendet worden sei. Denn auch dadurch werden wir von allen erdichteten Göttern weg zu dem einigen Gott gewiesen, der in sechs Tagen sein Werk durchführte, damit es uns nicht beschwerlich falle, unser ganzes Leben lang dies Werk zu betrachten. Gewiß, wohin auch unser Auge sich richtet, stets wird es genötigt, beim Anblick der Werke Gottes zu verweilen. Aber wir sehen doch, wie flüchtig solches Aufmerken ist und wie schnell fromme Erwägungen vergehen, die uns etwa berühren! Auch hier sträubt sich die menschliche Vernunft, als ob solches Nacheinander (des Sechstagewerks) der göttlichen Macht zuwider sei — bis sie unter dem Gehorsam des Glaubens jener Ruhe zu pflegen lernt, zu der uns die Heiligung des siebenten Tages einlädt. Gerade in der Ordnung der Dinge soll doch Gottes väterliche Liebe gegen die Menschheit mit Fleiß betrachtet werden: hat er doch den Adam erst geschaffen, als er die Welt mit der Fülle aller Güter ausgerüstet hatte! Denn hätte er ihn auf die noch öde und leere Erde gesetzt, hätte er ihm das Leben vor der Erschaffung des Lichtes gegeben, so müßte der Eindruck entstehen, er sei nicht um sein Wohl besorgt gewesen. Nun aber hat er die Bewegung der Sonne und der Gestirne zum Nutzen des Menschen geordnet, Erde, Wasser und Luft mit allerlei lebendigen Wesen erfüllt, einen Überfluß an allerlei Früchten zur Nahrung gegeben; so zeigt er sich als ein vorsorglicher und treuer Hausvater, der in seiner Fürsorge seine wundersame Güte gegen uns offenbart. Wenn jemand das, was ich nur kurz berühre, genauer bei sich erwägt, so wird ihm einleuchten, daß Mose ein zu­verlässiger Zeuge und Herold des einigen Gottes, des Schöpfers gewesen ist. Ich übergehe hier, was ich schon auseinandergesetzt habe: nämlich, daß hier nicht von Gottes bloßem Wesen die Rede ist, sondern auch Gottes ewige Weisheit und sein heiliger Geist uns hier entgegentritt, damit wir uns ja keinen anderen Gott erträu­men als den, der in jenem klaren Ebenbild erkannt sein will.

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Zusammenfassung

  1. Gott offenbarte sich in der Schöpfungsgeschichte, damit sich die Menschen ihn nicht so vorstellen, wie es die Heiden tun oder wie es die Philosophen zu tun pflegen, als ein Weltgeist, sondern ausdrücklich (wie es Mose tat) als den Schöpfer und Urheber des Universums in seiner ewigen Weisheit und in seinem Geist.
  2. der Gebrauch der Schöpfungsgeschichte, wie es die Heilige Schrift schildert, will
    1. die ägyptischen Mythen widerlegen
    2. den Anfang des Universums schildern, und dadurch Gottes Ewigkeit umso klarer darlegen, in der Tat, ein lebendiges Abbild seiner selbst, wie Vergrösserungsgläser für schwache Augen
  3. wir müssen unsere Neugier in den Grenzen der 6000 Jahre beschränken, seitdem die Erde existiert

Text

Zwar wirft Jesaja den Götzendienern mit Recht Gedankenlosigkeit vor, daß sie nicht (schon) aus den Grundfesten der Erde und dem Umkreis des Himmels gelernt hätten, wer denn der wahre Gott sei (Jes. 40,21). Weil aber unser Verstand so träge und stumpf ist, so mußte Gott den Gläubigen noch klarer dargestellt werden, damit sie nicht den Erdichtungen der Heiden verfielen. Denn die Beschreibung des Wesens Gottes, die bei den Philosophen noch für die erträglichste gehalten wird, nämlich: Gott sei die Seele der Welt, ist ja eine hohle Rede, und deshalb ist um so mehr eine vertrautere Erkenntnis nötig, damit wir nicht immerzu ungewiß hin und her schwan­ken. Deshalb hat uns Gott die Schöpfungsgeschichte gegeben: auf sie gestützt, soll der Glaube der Kirche keinen anderen Gott suchen als den, den Mose als Schöpfer und Gründer der Welt verkündet.

Da ist zunächst die Zeit bezeichnet, damit die Gläubigen durch die ununter­brochene Reihe der Jahre bis zum Ursprung aller Dinge zurückdringen können. Solche Erkenntnis ist von Nutzen: man kann damit jenen abenteuerlichen Fabeln entgegentreten, die in Ägypten und anderen Gegenden der Erde verbreitet sind —, und erst recht leuchtet Gottes Ewigkeit heller hervor und reißt uns noch mehr zur Bewunderung hin, wenn wir erkennen, daß die Welt einen Anfang gehabt hat. Nicht der Betrachtung wert ist der gemeine Hohn, es sei doch verwunderlich, daß es Gott nicht eher eingefallen wäre, Himmel und Erde zu schaffen, sondern daß er einen unermeßlichen Zeitraum hätte müßig verstreichen lassen, wo er doch schon viele Jahrtausende zuvor alles hätte hervorbringen können — und dabei habe die Welt, die doch schon ihrem Ende zugeht, kaum sechstausend Jahre erreicht! Denn die Frage, warum Gott so lange damit gewartet habe, ist weder gestattet, noch von irgend­welchem Belang. Wollte unser Verstand dahin vordringen, so müßte er hundertmal auf dem Wege straucheln. Es ist auch nicht von Nutzen, zu erkennen, was Gott absichtlich verborgen sein ließ, um die Bescheidenheit unseres Glaubens auf die Probe zu stellen. Es war schon einsichtig, wenn einst ein alter Mann auf die spöttische Frage, was denn Gott vor Erschaffung der Welt getrieben habe, die Antwort gab, da habe er für vorwitzige Leute die Hölle gemacht!

Diese ebenso ernste wie strenge Mahnung mag den Leichtsinn zähmen, der manche Menschen kitzelt und zu verkehrten und schädlichen Gedankenspielereien (Speku­lationen) treibt! Auch sollen wir schließlich bedenken, daß uns Gott, der da unsichtbar ist und dessen Weisheit, Kraft und Gerechtigkeit unbegreiflich ist, die (Schöpfungs-)Geschichte bei Mose als Spiegel vorhält, in dem sein lebendiges Bild erscheint. Denn wie die Augen, wenn sie durch das Alter geschwächt oder aus Krankheit abgestumpft sind, ohne Brille nichts mehr sehen können, so gehen wir in unserer Schwachheit un­weigerlich in die Irre, wofern uns nicht die Schrift lenkt, wenn wir Gott suchen. Wer sich aber jetzt nicht warnen lassen will und sich seinen Gelüsten hingibt, der wird in furchtbarem Untergang zu spät merken, wieviel besser es gewesen wäre, Gottes geheime Ratschlüsse ehrfürchtig anzuschauen, als Schmähungen in die Welt zu setzen und damit den Himmel zu verfinstern. Mit vollem Recht erhebt Augustin die Klage, es geschehe Gott Unrecht, wo man einen höheren Grund der Dinge suche als seinen Wil­len (Buch von der Genesis gegen die Manichäer). An anderer Stelle weist er sehr richtig darauf hin, es sei verkehrt, über die Unermeßlichkeit der Zeit wie auch über die Un­endlichkeit des Raumes viel Fragens zu machen (Vom Gottesstaat, Buch 11). Gewiß: so weit auch der Umkreis des Himmels sich dehnt, so hat er doch eine bestimmte Größe. Aber wenn nun einer mit Gott darüber rechten wollte, daß der leere Raum hundertmal größer sei (als der erfüllte) — wäre das nicht eine allen Frommen widerwärtige Unverschämtheit? Ebenso toll sind aber die, welche Gott müßig schel­ten, weil er nach ihrem Dünken die Welt nicht schon vor unzähligen Jahrhunderten geschaffen hat. Um seinem Gelüste nachgehen zu können, versucht man, außerhalb der Welt zu gelangen —, als ob nicht im gewaltigen Umkreis Himmels und der Erde genug Dinge uns begegneten, die mit ihrem herrlichen Glanz alle Sinne er­füllen, als ob nicht Gott innerhalb der sechs Jahrtausende uns genug Beweise ge­geben hätte, deren stete Erwägung unsere Seele ganz in Anspruch nehmen könnte! Wir wollen also gern innerhalb der Grenzen bleiben, die uns Gott hat setzen wollen, und unsere Seele sozusagen zurückhalten, damit sie nicht frei herumlaufe und sich verliere!

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Zusammenfassung

  1. Ist das Wissen über Gott, wie wir es in der Schöpfung sehen, in Übereinstimmung mit der Lehre, die wir in der Bibel finden?
    1. Diese Frage ist zu lang für eine ausführliche Diskussion an dieser Stelle
    2. Ziel dieses Abschnittes ist Hinweise zu geben, was wir in der Schrift suchen sollen und wie wir es finden können
  2. Begrenzung der gegenwärtigen Diskussion
    1. der Bund mit Israel, welcher mit dem Kommen Christi vollendet wurde, wird hier nicht behandelt
    2. vielmehr behandelt Calvin die Bibelstellen, die beschreiben, wie Gott, der Schöpfer des Himmels und der Erde, die Welt regiert – seine Güte, seine gerechte Vergeltung und seine Geduld werden behandelt

Text

Bisher haben wir gelehrt, daß sich die Kunde von Gott, die uns im Welt­gebäude und in aller Kreatur nicht undeutlich entgegentritt, doch vertrauter und auch klarer im Worte erschließt. So müssen wir jetzt erwägen, ob der Herr sich uns in der Schrift ebenso darstellt, wie wir ihn zuvor in seinen Werken abgeprägt sahen. Das wäre freilich ein reicher Stoff, wenn man ihn genau behandeln wollte. Aber ich will mich damit begnügen, einen Fingerzeig zu geben. So können fromme Men­schen erfahren, was man in der Schrift als wichtigste Lehre von Gott suchen soll, und auf diese Weise zu einem klaren Richtpunkt (scopus) für ihre Nachforschung kommen. Ich rede noch nicht von dem besonderen Bund, durch den Gott Abrahams Geschlecht über die übrigen Völker erhob. Denn indem er solche, die zuvor Feinde waren, durch gnädige Erwählung als seine Kinder annahm, erschien er schon damals als Erlöser. Wir haben es dagegen vorerst noch mit der Kunde zu tun, die sich auf die Schöpfung der Welt beschränkt und sich noch nicht zu Christus dem Mittler erhebt. Freilich muß ich gleich einige Stellen aus dem Neuen Testament anführen; denn auch dort wird die Macht Gottes des Schöpfers und seine Vorsehung bei der Erhaltung der ersten Schöpfung bezeugt. Aber ich muß doch die Leser daran er­innern, was ich hier behandeln möchte, damit sie nicht über die gesetzte Grenze hinausgehen. Für jetzt soll es uns genügen, zu betrachten, wie Gott, der Schöpfer Himmels und der Erden, die von ihm geschaffene Welt regiert. Mitunter wird aber auch seine väterliche Güte und seine Bereitwilligkeit zum Wohltun gerühmt, es werden auch Beispiele seiner Strenge überliefert, die ihn als gerechten Vergelter des Frevels darstellen, besonders wo seine Langmut gegen Verhärtete nicht mehr hilft.

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