Posts Tagged ‘Gottesbeweis’

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Zusammenfassung

  1. Menschliche Kunst und Wissenschaft, durch ihre genau Betrachtung der Natur, gibt dem Menschen eine tiefere Einsicht in die Geheimnisse der göttlichen Weisheit
  2. jedoch selbst für der Ungebildeten gibt es mehr als genug zu entdecken, dass ihm die Weisheit Gottes zeigt. Die Beschaffenheit des menschlichen Körpers ist ein Beispiel dafür

Text

Im Himmel und auf Erden sind unzählige Zeugnisse, die seine wunderbare Weis­heit beweisen. Ich denke nicht bloß an verborgenere Dinge, deren näherer Erforschung die Sternkunde, die Medizin und die gesamte Naturwissenschaft dient. Vielmehr habe ich solche Zeugnisse im Auge, die sich dem Blick auch des Unkundigsten aufdrängen, so daß sich die Augen nicht auftun können, ohne notwendig Zeugen dafür zu sein. Freilich: wer jene Wissenschaften recht in sich aufgenommen oder auch bloß flüchtig kennen­gelernt hat, der kann mit ihrer Hilfe noch tiefer in die Betrachtung der Geheimnisse göttlicher Weisheit eindringen. Aber wer sie nicht kennt, wird durch solche Unkennt­nis keineswegs gehindert, in Gottes Werken Kunst und Weisheit übrig genug zu se­hen, um dann zur Bewunderung des Schöpfers zu kommen. Es bedarf natürlich der Wissenschaft und genauer Arbeit, um die Bewegungen, Stellungen, Entfernungen und Eigenschaften der Gestirne festzustellen; und wie bei solcher Forschung Gottes Vorsehung klarer hervortritt, so ist es dabei auch um so mehr angemessen, den Geist emporzurichten, um seine Herrlichkeit zu schauen. Aber auch der Ungebildete und Un­wissende, der nur Augen hat zu sehen, der muß ja die Größe göttlicher Kunst und Weisheit erschauen, die sich ganz von selbst in der unendlichen Mannigfaltigkeit des Heeres der Himmel, die doch so wohlgeordnet ist, ihm entgegenstellt. Da ist also nie­mand, dem der Herr seine Weisheit nicht reichlich offenbarte! Ebenso erfordert es ausgezeichneten Scharfsinn, die innere Einheit, das Ebenmaß, die Schönheit und die Aufgabe der Organe des menschlichen Körpers mit der Genauigkeit eines Galenus festzustellen. Aber es stimmen alle Betrachter in dem Bekenntnis überein, daß der menschliche Körper einen so sinnreichen Aufbau zeigt, daß der Schöpfer deswegen mit Recht wunderbar genannt wird.

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Zusammenfassung:

  1. Gleich wie das durch Gott eingepflanzte Bewusstsein der Existenz Gottes, so ist die tägliche Offenbarung Gottes in seinem erschaffenen Universum darauf bedacht, uns Wissen von Gott zu vermitteln: das ist das schlussendliche Ziel eines gesegneten Lebens
  2. während Gottes Wesen für den Menschen unbegreiflich ist, so ist doch die Herrlichkeit Gottes in der Schöpfung umso deutlicher, dass selbst ungebildete und dumme Menschen keine Entschuldigung haben
  3. wie die Bibel an mehreren Stellen bezeugt: wenn du deine Augen auf das unendliche und wunderschöne Werk des Universum richtest, so wirst du Gott wie in einem Spiegel sehen, auch wenn Gott unsichtbar ist

Text:

Höchstes Ziel des seligen Lebens ist nun die Erkenntnis Gottes. Niemandem sollte der Zugang zur Seligkeit verschlossen bleiben; deshalb hat Gott nicht nur dem Menschenherzen das geschenkt, was wir den Keim der Religion nannten. Er hat sich auch derart im ganzen Bau der Welt offenbart und tut es noch heute, daß die Menschen ihre Augen nicht aufmachen können, ohne ihn notwendig zu erblicken. Sein Wesen zwar ist unbegreiflich, so daß seine Gottheit allem Verstehen der Menschen völlig unerreichbar ist. Aber er hat den einzelnen Werken zuverlässige Kennzeichen seiner Herrlichkeit eingeprägt, und diese sind so deutlich und eindrücklich, daß auch den un­kundigsten und unverständigsten Menschen jede Entschuldigung mit Unwissenheit un­möglich gemacht ist. So ruft der Prophet mit vollem Rechte aus, Gott sei mit Licht wie mit einem Kleide angetan (Ps. 104,2), als wollte er sagen: Erst da fing er an, herrlich in sichtbarem Schmuck hervorzutreten, als er in der Schöpfung der Welt seine herrlichen Kennzeichen offenbarte, in deren Schmuck er uns jetzt erscheint, wohin wir auch unsere Augen wenden. An derselben Stelle vergleicht der Prophet sehr treffend den ausgespannten Himmel mit Gottes Königszelt und sagt von ihm: „Er wölbt sein Gemach in den Wassern, Wolken sind sein Gefährt, er reitet auf Flügeln des Windes, Winde und Blitze sind seine schnellen Boten“ (Ps. 104,3.4, etwas un­genau). Und weil in der Höhe der Glanz seiner Macht und Weisheit am herrlichsten strahlt, so heißt der Himmel öfters sein Palast. Überhaupt: wohin man die Augen blicken läßt, es ist ringsum kein Teilchen der Welt, in dem nicht wenigstens irgend­welche Fünklein seiner Herrlichkeit zu sehen wären! Man kann dieses gewaltige, wundervolle Gebäude, das ringsum daliegt, gar nicht mit einem Blick erschauen, ohne unter der Gewalt dieses unermesslichen Glanzes zusammenzusinken. Deshalb nennt der Verfasser des Hebräerbriefs die Welt sehr schön ein Sichtbarwerden der un­sichtbaren Dinge (Hebr. 11,3); denn die schöne Ordnung der Welt dient uns als Spiegel, in dem wir allenthalben den unsichtbaren Gott erschauen können. Darum schreibt der Prophet (Ps. 19,1) den Himmelskörpern eine Sprache zu, die keinem Volk unbekannt ist; denn da besteht eine allzudeutliche Bezeugung Gottes, als daß sie irgendeinem Volke, und sei es auch das roheste, entgehen könnte. Und der Apostel drückt das noch deutlicher aus, wenn er sagt, es sei den Menschen offenbart, was man von Gott wissen soll, denn sein unsichtbares Wesen, ja seine ewige Kraft und Gott­heit werde aus der Anschauung der Weltschöpfung von jedermann ersehen (Röm. 1,19).

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