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Zusammenfassung

  1. Person – eine „Wesensart“ in Gottes Wesen
  2. Wesensart – die Tatsache, dass man durch eine gemeinsame Art mit einem Wesen verbunden ist, jedoch durch eine Eigenart oder Eigenschaft unterschiedlich ist.
  3. wenn man das Wort „Gott“ gebraucht, ohne jegliche genaue Bestimmung, so meint man damit immer auch Gott Sohn und Heiliger Geist, doch wo die Personen der Dreieinigkeit miteinander verglichen werden, will man die Eigenschaften der einzelnen hervorheben
  4. in der göttlichen „Ökonomie“ der Dreieinigkeit hat die Verschiedenheit keinen Einfluss auf die Einheit

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Doch jetzt wollen wir den Streit um die Ausdrücke fahren lassen und zur Sache selbst übergehen. Ich verstehe also unter Person eine Seinsweise (subsistentia) in Gottes Wesen, die in ihren Beziehungen zu den anderen eine unübertragbare Eigenheit besitzt. Unter Seinsweise (subsistentia) wollen wir also etwas ande­res verstehen als „Wesen“ (essentia). Wäre nämlich das Wort einfach Gott, ohne etwas für sich allein zu haben, so hätte Johannes mit seinem Satz: „Dasselbige war im Anfang bei Gott“ (Joh. 1,1) etwas Verkehrtes ausgesprochen! Wenn er nachher gleich hinzusetzt: „Und Gott war das Wort“ — so ruft er uns damit zu dem einen Wesen zurück! Aber weil das Wort nicht bei Gott sein konnte, ohne im Vater zu wohnen, so zeigt sich hier das, was wir „Seinsweise“ nannten: denn diese ist zwar durch ein unzerreißbares Band mit dem „Wesen“ verbunden und kann von ihm nicht geschieden werden, aber sie hat doch ihr besonderes Kenn­zeichen, durch das sie sich von dem Wesen unterscheidet. Denn jede der drei Seinsweisen ist in Beziehung zu den anderen durch ihre Eigenheit unterschieden. Diese „Beziehung“ (relatio) wird hier deutlich zum Ausdruck gebracht; denn wo man einfach und ohne nähere Bestimmung von „Gott“ redet, da bezieht sich dieser Name auf den Sohn und den Geist ebenso wie auf den Vater. Sobald man aber den Vater mit dem Sohne vergleicht, bezeichnet die „Eigenheit“ (proprietas) den Unterschied zwischen ihnen. Weiterhin behaupte ich, daß die Eigenheit der Person nicht übertragbar ist, weil es z. B. nicht angeht, auf den Sohn anzuwenden oder zu übertragen, was dem Vater als Merkmal zur Unterscheidung zukommt. Es miß­fällt mir auch nicht die — freilich richtig zu verstehende! — Definition Tertullians, es sei die Dreieinigkeit eine gewisse Ordnung und Anordnung in Gott, die an der Einheit des Wesens nichts ändere (In dem Buch gegen Praxeas 2,9).

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Zusammenfassung

  1. obwohl man sicher auch ohne solche Ausdrücke auskommen könnte, sollten wir sie nicht verwerfen, denn sie bringen zum Ausdruck, dass Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist eins sind, obwohl jede Person unterschiedliche Eigenschaften besitzt
  2. man muss jedoch beachten, dass die Kirchenväter schon in Demut die Grenzen dieser lateinischen und griechischen Wörter erkannten: wir sollten ihnen daher in dieser demütigen Haltung folgen, doch gleichzeitig die Nützlichkeit dieser Ausdrücke akzeptieren.

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Die Ausdrücke sind also wahrhaftig nicht unbedacht aufgebracht worden — und deshalb muß man sich vorsehen, daß man nicht dem Vorwurf hochmütiger Unbe­dachtheit verfällt, wenn man sie tadelt! Im übrigen sollen sie meinethalben nur ja begraben sein — wenn nur alle an dem Glauben festhalten, der Vater, der Sohn und Geist seien der eine Gott und doch sei der Sohn nicht der Vater oder der Geist der Sohn, sondern alle durch eine gewisse Eigentümlichkeit (proprietas) voneinander unterschieden.

Ich bin gar nicht von so strenger Hartnäckigkeit, daß ich mich unterstehen würde, um bloße Worte zu streiten. Denn ich sehe, daß auch die Alten, die doch sonst mit soviel Ehrfurcht von diesen Dingen reden, weder untereinander übereinstimmen, noch einzeln mit sich selbst. Denn was für Formeln entschuldigt doch Hilarius als von den Konzilien gebraucht! Was hat sich gelegentlich Augustin für Freiheiten herausgenommen! Wie groß ist der Unterschied zwischen Griechen und Lateinern! Aber für diese Verschiedenartigkeit soll ein Beispiel genügen. Wenn die Lateiner den Ausdruck „homousios“ wiedergeben wollten, so setzten sie dafür „consub-stantialis“: damit behaupteten sie also, der Vater und der Sohn seien gleicher „Substanz“ (Grundwesen) — und brauchten so den Begriff „Substanz“, wo eigent­lich „Wesen“ (essentia) am Platze gewesen wäre! So kommt es, daß Hieronymus in seinem Brief an Damasus sagt, es sei ein Frevel, zu sagen, es gäbe in Gott drei „Substanzen“. Aber man kann anderseits bei Hilarius mehr als hundertmal finden, es gäbe in Gott drei „Substanzen“! Und wie unklar ist die Verwendung des Ausdrucks „Hypostase“ (= „Person“, Seinsweise) bei Hieronymus! Er meint, es sei Gift dahinter, wenn einer von drei „Hypostasen“ in Gott redete! Und wenn auch jemand in frommer Gesinnung diesen Ausdruck braucht, so sagt er doch gerade heraus, daß dies eine uneigentliche Redeweise sei. Das alles, sofern er solche Reden aus Lauterkeit gehalten hat. Aber er tat es ja vielleicht nur, um die Bischöfe des Orients, die er nicht leiden konnte, mit Wissen und Willen mit unrechter Schmä­hung zu bedecken! Auf jeden Fall hat er recht wenig anständig die Behauptung verfochten, in den weltlichen Schulen hieße „Usia“ (Wesen) nichts anderes als auch „Hypostasis“ (Seinsweise) — was sich aus dem gewöhnlichen und alltäglichen Sprachgebrauch durchgängig widerlegen läßt! Gemäßigter und mit edlerer Sitte verfährt Augustinus; obwohl auch er sagt, das Wort „Hypostasis“ sei in diesem Sinne für ein lateinisches Ohr neu, läßt er doch den Griechen ihre Gewohnheit zu reden, wie er auch die Lateiner, welche die griechische Formel nachgebildet hatten, ohne Schärfe ertrug (Von der Dreieinigkeit, Buch 5,8f.). Auch, was (der Kirchenhistoriker) Sokrates davon im sechsten Buch der Historia tripartita ge­schrieben hat, erweckt den Eindruck, als sei dieser Ausdruck von unkundigen Leuten in verkehrter Weise in die Sache hineingebracht worden. Hilarius macht es den Ketzern zum Vorwurf, daß er durch ihren Unfug gezwungen werde, der Gefahr menschlicher Rede etwas auszusetzen, das doch besser in ehrfürchtiger Seele bewahrt werden sollte; und er verschweigt nicht, daß dies nichts anderes bedeutet, als Un­gebührliches sich vorzunehmen, Unaussprechliches auszusprechen, Unerlaubtes sich anzumaßen! Kurz darauf entschuldigt er sich, daß er neue Ausdrücke einzuführen gezwungen sei: denn nachdem er die durch die Natur der Sache erforderten, nämlich Vater, Sohn und Geist, aufgeführt hat, erklärt er, alles, was darüber hinaus gesucht würde, überschreite die Ausdrucksfähigkeit der Rede, die Fassungskraft des Denkens, das Begreifen des Verstandes (Von der Dreieinigkeit, Buch 2). Und an anderer Stelle preist er die Bischöfe Galliens glücklich, weil sie je kein anderes Bekenntnis aufgestellt, noch angenommen, noch überhaupt kennengelernt hätten als allein das alte und ganz schlichte, das seit der Zeit der Apostel in allen Kirchen in Geltung war! (Von den Konzilien). Auch Augustin spricht sich in ähnlicher Weise aus: jener Ausdruck sei durch die Not der menschlichen Rede in einer so großen Frage erzwungen worden und sollte nicht darstellen, was ist, sondern nur nicht ver­schweigen, wieso denn Vater, Sohn und Heiliger Geist drei seien!

Diese Bescheidenheit so heiliger Männer soll uns warnen, eine Art theologischer Zensur zu üben und sogleich alle die strengstens zu richten, die nicht auf die von uns verwendeten Begriffe schwören wollen! Nur sollen sie das nicht aus Übermut, Frechheit oder boshafter Schalkheit tun! Sie sollen doch auch wiederum selbst überlegen, wie groß die Notwendigkeit ist, die uns zwingt, so zu reden, und sollen sich allmählich dann auch zu einer rechten Form der theologischen Aussage be­quemen! Da muß man auf der einen Seite den Arianern, auf der anderen den Sabellianern entgegentreten. Zürnen sie (jene unklaren Lehrer) nun darüber, daß beiden die Ausflüchte abgeschnitten werden, so sollen sie sich hüten, den Verdacht zu erregen, als seien sie selber Schüler des Arius oder Sabellius! Da sagt Arius, Christus sei Gott — aber ganz leise flüstert er dann noch, er sei aber geschaffen worden und habe einen Anfang gehabt! Er sagt, Christus sei eins mit dem Vater — aber dann sagt er den Seinen heimlich ins Ohr: er sei eben so mit dem Vater vereinigt, wie die anderen Gläubigen auch, wenn auch mit einzigartigem Vorrecht! Sagt man aber „gleichen Wesens“ (consubstantialis), dann zieht man dem verschlagenen Menschen die Larve weg — und hat doch der Schrift nichts zu­gefügt! Da sagt Sabellius, Vater, Sohn und Geist bedeuteten nichts Verschiedenes in Gott. Sagt man dazu, es seien drei, dann wird er großes Geschrei machen, man redete von drei Göttern. Sagt man aber, daß in dem einen Wesen Gottes eine Dreieinigkeit von Personen ist, so spricht man mit einem Satz aus, was die Schrift lehrt — und man macht dem leeren Geschwätz ein Ende! Mögen nun auch einige derart von abergläubischer Furcht besessen sein, daß sie diese Ausdrücke nicht er­tragen — es wird doch niemand, wie sehr er sich auch dreht und wendet, den Tat­bestand leugnen können: wenn wir hören, daß Gott Einer ist, so ist an die Einheit der Substanz (des Grundwesens) zu denken, wenn wir hören, daß drei sind in einem Wesen, so ist von den Personen in dieser Dreieinigkeit die Rede! Wird das ohne Hintergedanken bejaht, so wollen wir uns bei Worten nicht aufhalten. Aber ich habe schon längst und oft genug die Erfahrung gemacht: Wer wegen der Ausdrücke allzu heftigen Streit führt, der nährt verborgenes Gift. Deshalb soll man solche Leute besser frei herausfordern, als ihretwegen unklar zu reden!

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  1. diese Ausdrücke waren in der Vergangenheit wie in der Gegenwart notwendig, um den Verdrehern der wahren Lehre entgegenzutreten
  2. Arius bezeichnete Christus als „Gott“ oder „Gottes Sohn“, aber er gleichzeitig behauptete er, dass Christus erschaffen wurde und somit einen Anfang hatte. Die Kirchenväter legten diese Doppelzüngigkeit offen durch das Wort „homoousios“ (gleiches Wesen) [moderne Beispiele sind die Zeugen Jehovas, die Christus als höchsten Geschöpf, aber nicht als Gott sehen]
  3. Sabellius verstand Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist als blosse Namen von Gott, ohne Unterschied zwischen ihnen: die Kirchenväter antworteten mit der Lehre der Drei-Einigkeit, drei Personen in einem Gott

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Solche neuen Ausdrücke — wenn man sie so nennen will — kommen aber vor allem dann in Gebrauch, wenn die Wahrheit gegen ihre Feinde, die ihr durch allerlei Winkelzüge entgehen wollen, behauptet werden muß. Das erfahren wir heutzutage mehr als genug, wo die Bekämpfung der Feinde reiner und gesunder Lehre unsere Hauptarbeit ist und wo diese glatten Schlangen durch allerlei Win­dungen und Krümmungen entschlüpfen, wenn man sie nicht tapfer anpackt und zusammendrückt. So sind auch die Alten, durch mancherlei Kämpfe gegen falsche Lehren geübt, dazu genötigt worden, ihre Überzeugung mit äußerster Genauigkeit auszusprechen, um nur ja nicht den Gottlosen irgendwelche Schlupfwinkel zu lassen; denn diese benutzten die Hülle der Worte als Versteck für ihre Irrtümer.

Auch Arius bekannte Christum als Gott und Gottes Sohn, da er gegen die unwiderleglich deutlichen Schriftzeugnisse nichts machen konnte, und heuchelte, als ob alles in Ordnung sei, eine gewisse Übereinstimmung mit den anderen. Aber unter­dessen hörte er nicht auf zu behaupten, Christus sei geschaffen worden und habe einen Anfang gehabt wie die übrigen Geschöpfe. Um nun die gewundene Schlauheit dieses Menschen aus ihrem Versteck herauszuziehen, sind die Alten weiter gegangen und haben bekannt, Christus sei der ewige Sohn des Vaters und gleichen Wesens mit dem Vater. Da brauste auf einmal der Unglaube auf, und die Arianer fingen an, den Ausdruck „homousios“ (gleichen Wesens) aufs äußerste zu hassen und zu verfluchen. Hätten sie vorher wirklich mit Lauterkeit und von Herzen bekannt, Christus sei Gott, so hätten sie ja gar nicht leugnen können, daß er gleichen Wesens mit dem Vater sei! Wer sollte nun wagen, jenen trefflichen Männern den Vorwurf der Streitsucht zu machen, weil sie wegen eines einzigen Wortes derart heftig gerungen und den Frieden der Kirche gestört hätten? Eben dieses eine Wörtlein unterschied zwischen Christen reinen Glaubens und lästerlichen Arianern! Später trat Sabellius auf und achtete die Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes beinahe für nichts, indem er disputierte, sie seien nicht um einer Unter­scheidung willen da, sondern allesamt verschiedene Bezeichnungen für Gott, so wie es ja sehr viele gibt. Als es zum Streit kam, da bekannte er, zu glauben, daß der Vater Gott sei, der Sohn Gott sei und auch der Heilige Geist Gott sei. Aber bald darauf fand er den Ausweg, er habe nichts anderes gesagt, als wenn er Gott stark, gerecht und weise genannt hätte! Und so sang er wieder ein anderes Lied: der Vater sei der Sohn, und der Heilige Geist sei der Vater — ohne Ordnung, ohne Unter­scheidung! Rechtschaffene Lehrer, denen es um die Frömmigkeit ging, erhoben nun Einspruch und verlangten, um dem Unfug dieses Menschen ein Ende zu machen, er solle drei wahrhaft bestehende Eigentümlichkeiten (proprietates) in dem einen Gott anerkennen. Und um sich gegen die gewundenen Schlauheiten des Mannes mit offener und schlichter Wahrheit zu schützen, stellten sie den Satz auf, in dem einen Gott oder — was dasselbe ist — in Gottes Einheit bestehe eine Dreieinigkeit der Personen.

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  1. es ist unsere Überzeugung, trotz der komplizierten Formulierung: ein Gott in drei Personen, jeder besitzt vollkommene Gottheit
  2. gegen die Anklage das man „bibelfremde“ Begriffe gebraucht
    1. wenn Begriffe gegen die Einfachheit der Heiligen Schrift stehen, dann sind sie zu vermeiden
    2. wenn sie aber etwas getreu ausdrücken, was in der Bibel steht, dann sind sie zulässig

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Wie sehr nun auch die Häretiker gegen das Wort „Person“ kläffen, und wenn auch andere in ihrer großen Torheit sich weigern, diesen Ausdruck, da er ein Menschensündlein sei, anzunehmen — sie können uns doch nicht widerlegen, daß da drei genannt werden, von denen jeder ganz und gar Gott ist, und die doch nicht mehrere Götter sind; deshalb ist es eine üble Bosheit, Worte abzulehnen, die doch bloß auslegen, was in der Schrift bezeugt und versiegelt ist!

Sie sagen, es sei besser, wenn wir nicht nur unsere Gedanken, sondern auch unsere Worte in der Schranke der Heiligen Schrift hielten, anstatt fremdartige Worte aufzubringen, die doch nur Anlaß zu Meinungsverschiedenheit und Zank geben müßten. So ermüdet man sich in Wortkämpfen, so geht die Wahrheit im Streit verloren, so erstickt die Liebe über wütendem Fechten! Wenn sie nun das ein fremd­artiges Wort nennen, was nicht bis auf die Silbe genau in der Schrift nachzu­weisen ist, so legen sie uns wahrhaftig ein ungerechtes Joch auf und verdammen alle Auslegung der Schrift, sofern sie nicht einfach aus Bibeltexten zusammen­geflickt ist. Wenn aber das als fremdartig gelten soll, was vorwitzig erdacht ist und abergläubisch verteidigt wird, was mehr zum Kampf als zur Auferbauung dient, was schroff und zwecklos aufgegriffen wird, was in seiner Rohheit fromme Ohren beleidigt, was von der Schlichtheit des Wortes Gottes ablenkt — dann freilich schließe ich mich solchem besonnenen Urteil von ganzem Herzen an. Denn ich bin der Meinung, wir sollten beim Reden über Gott nicht weniger Ehrfurcht walten lassen als beim Denken. Denn was wir von uns selbst aus denken, ist töricht, und was wir dann aussprechen, ist unpassend. Wir müssen vielmehr ein gewisses Maß halten, und aus der Schrift ist eine sichere Regel für Denken und Reden zu ent­nehmen, nach der sich alles Sinnen unseres Geistes und alles Reden unseres Mundes zu richten hat. Aber was verbietet uns denn, das mit klaren Worten zu entfalten, was in der Schrift für unser Fassungsvermögen schwierig und verwickelt ist, wobei freilich solche Auslegung nur in Ehrfurcht und Glauben der Wahrheit der Schrift selber dienstbar sein und in Zurückhaltung und Bescheidenheit geübt werden muß, auch nur beim rechten Anlaß zur Anwendung kommen darf. Dafür gibt es ausreichend viele Beispiele. Wenn dagegen jemand auch da die Neuheit der Aus­drücke bemängelt, wo offenbar die Kirche in höchste Not gedrängt wurde, die Worte „Dreieinigkeit“ und „Person“ anzuwenden, muß man nicht bei einem solchen Men­schen eine Abneigung gegen das Licht der Wahrheit vermuten, da er doch bloß dagegen Einspruch erhebt, daß die Wahrheit klarer und deutlicher hervortritt?

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  1. Drei Personen; ein anderes Merkmal, um Gott von den Götzen zu unterscheiden
  2. um Irrlehren vorzubeugen, müssen wir falsche Vorstellungen des Begriffes „Person“ vermeiden und unser Verständnis dieses Begriffes von der Bibel her begründen (Hebräer 1: 3ff)
    1. ein Wesen oder ousia in Gott
    2. aber drei Personen, hypostases, Grundwesen oder besser, Wesensarten, jede verschieden von den anderen

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Aber Gott bestimmt sein Wesen noch durch ein besonderes Kennzeichen, das es uns ermöglicht, ihn genauer von allen Götzen zu unterscheiden. Denn er macht kund, daß er der Eine ist, doch so, daß er in drei Personen unterschiedlich betrachtet werden will. Halten wir an diesen (drei Personen) nicht fest, so flattert nur ein leerer Begriff (inane nomen) von Gott ohne Beziehung zu dem wahren Gott in unserem Gehirn herum. Nun soll aber keiner träumen, Gott sei dreifach, oder wähnen, Gottes Wesen werde in drei Personen zerrissen, und deshalb müssen wir eine kurze und faßliche Bestimmung suchen, die uns gegen jeden Irrtum sichere.

Nun gehen aber einige Leute gegen den Begriff „Person“ mit wütendem Kläffen vor und behaupten, das sei ein Menschensündlein. Wir müssen also zuerst unter­suchen, ob sie darin recht haben, wenn nun der Apostel den Sohn Gottes den Abglanz (Charakter) der Person (des Wesens) des Vaters nennt (Hebr. 1,3), so mißt er ohne Zweifel dem Vater eine Wesensart (subsistentia) zu, in der er sich vom Sohne unterscheidet. Nun haben zwar einige Ausleger statt Wesensart einfach „Wesen“ (essentia) einsetzen zu können gemeint, als ob Christus in sich das Grundwesen (substantia) des Vaters darstellte, so wie das gesiegelte Wachs das Siegel. Aber das ist eine grobe und sogar widersinnige Auffassung. Denn Gottes Wesen ist einheitlich und unteilbar, und so würde der, der es ganz und ohne Teilung oder Abzug in sich trüge, doch nur uneigentlich, ja geradezu unrichtig sein Abglanz (Charakter) genannt werden! Aber da der Vater, obgleich er sich vom Sohne durch seine Eigentümlichkeit unterscheidet, sich ganz im Sohne abgeprägt hat, so kann man mit bestem Grunde sagen, er habe seine Seinsweise (Person, Hypostasis) in ihm sichtbar dargestellt. Dazu paßt dann auch sehr gut die gleich zugefügte Be­zeichnung, der Sohn sei der Glanz seiner Herrlichkeit. Mit Gewißheit ist also den Worten des Apostels zu entnehmen, daß der Vater eine eigene Seinsweise (Hypo­stase) hat, die im Sohne widerstrahlt. Daraus folgt aber wiederum, daß auch der Sohn eine eigene Seinsweise (Hypostase) haben muß, die ihn vom Vater unter­scheidet. Genau so verhält es sich mit dem Heiligen Geiste, der einerseits, wie wir nachher erweisen werden, Gott ist, andererseits aber notwendig vom Vater unter­schieden zu denken ist. Indessen bezieht sich diese Unterscheidung keineswegs auf das Wesen, das man sich unter keinen Umständen mehrfältig vorstellen darf. Wenn wir also dem Zeugnis des Apostels folgen, so ergibt sich, daß in Gott drei Seinsweisen (Hypostasen) sich finden. Dasselbe haben die Lateiner mit dem Ausdruck „Person“ sagen wollen, und es wäre eitel Hochmut und Halsstarrigkeit, wenn man über eine so klare Sache noch streiten wollte. Wollte man das griechische Wort (hypostasis) genau ins Lateinische übersetzen, so ergäbe sich subsistentia (Seinsweise, Wesens­art). Manche haben sogar im gleichen Sinne das Wort substantia gebraucht. (Sub­stanz, Grundwesen). Indessen war das Wort „persona“ nicht allein bei den Lateinern im Gebrauch, sondern auch die Griechen wandten, um die Gleichheit ihrer Über­zeugung mit derjenigen der Lateiner kräftig zu bezeugen, die Lehrform an, es seien in Gott „drei Prosopa“ (prosopon = Antlitz, Maske, Person). Wie nun aber auch die Griechen und Lateiner in den Wörtern untereinander verschieden sein mögen: in der Hauptsache vertreten sie eine völlig gleiche Lehre.

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