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1 Wer da glaubet, daß Jesus sei der Christus, der ist von Gott geboren. Und wer da liebet den, der ihn geboren hat, der liebet auch den, der von ihm geboren ist.
2 Daran erkennen wir, daß wir Gottes Kinder lieben, wenn wir Gott lieben und seine Gebote halten.
3 Denn das ist die Liebe zu Gott, daß wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer.
4 Denn alles, was von Gott geboren ist, überwindet die Welt; und unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.
5 Wer ist aber, der die Welt überwindet ohne der da glaubet, daß Jesus Gottes Sohn ist?
V.1 Wer da glaubet…
- Da wir von Gott durch den Glauben wiedergeboren sind, so muss er auch von uns wie ein Vater geliebt werden. Diese Liebe wird dann auf alle seine Kinder übertragen. Es wird bewusst das Bild einer Geburt gebraucht, um die Passivität des Gläubigen zu versinnbildlichen. Also, so sehr wir bei der Geburt nicht eine aktive Rolle gespielt haben, so auch nicht bei der geistlichen Geburt. In beiden Fällen sind wir unserem „Vater“ dank schuldig.
- Was ist eigentümlich, d.h. charakteristisch an einem Kind Gottes? Dass es glaubt, dass Jesus der einzige Erlöser oder anders gesagt, der „Christus“ sei.
- Hier ist zu merken, dass Johannes nur Christus als Objekt des Glaubens anführt. Es ist daher keine leere Floskel, dass in Christus alle Gerechtigkeit, alles Leben, alle Gaben und die ganze Gottheit vereint ist. Darum kann man nichts von Gott wissen oder haben, wenn man Christus verstösst.
- Was heisst es zu glauben, dass diese Jesus aus Nazareth wirklich der Christus ist? Es heisst zu glauben, dass alles was vom Messiah (d.h. Erlöser) im Alten (Bildnissen und Verheissungen) und Neue Testament (klare Darstellung) beschrieben ist, wirklich und wahrhaftig auf diesen Menschen Jesus zutrifft.
- Man kann nicht Jesus angenommen haben, wenn man nicht von ihm sein Heil erwartet, dass er dazu vom Vater gesandt und uns fortwährend vor Gott vertritt.
- Dies zu glauben ist nicht möglich, es sei denn, man ist vom Vater mit diesem Glauben beschenkt worden. Glauben in diesem Sinne ist nicht, dass man durch irgendwelchen Willensakt eine noch so absurde Tatsache als wahr ansehen will, sondern dass man eine innere Überzeugung bekommt, dass dies wirklich die absolute (d.h. von meiner Gedankenwelt unabhängige) Wahrheit ist.
- Der Glaube übersteigt bei weitem das menschliche Fassungsvermögen. Wir müssen daher vom Vater im Himmel zu Christus gezogen werden, weil wir nie aus eigener Kraft dies zu erfassen vermögen könnten.
- Johannes sagt in seinem Evangelium, dass die an den Namen des Eingeborenen (d.h. des einzigen Sohnes) glauben, nicht aus Fleisch und Blut geboren sind, d.h. es nicht eine von ihnen entschiedener Glaubensakt ist.
- Paulus sagt (1. Kor. 2:12), dass wir nicht mit dem Geist dieser Welt die göttlichen Offenbarung begreifen können, sondern nur mit dem Geist Gottes.
- Kein Auge hat je gesehen, kein Ohr gehört, kein Verstand begriffen, was denen erwartet, die Gott lieben, denn allein der Geist offenbart es ihnen.
- Christus ist nicht nur Objekt unseres Glaubens, sondern auch der Vollender. Wir sind in seinem Leib eingepflanzt und zur Heiligung bestimmt; dieser Veränderung kann aber nicht von uns aus geschehen, sondern die Quelle muss aus Gott kommen. Darum ist jeder, der wirklich glaubt, aus Gott geboren.
Der liebe auch den, der von ihm geboren ist…
- Die gegenseitige Liebe für die Brüder entspringt dem Glauben. Diese Liebe beschränkt sich nicht auf die Glaubensbrüder allein, fängt da aber an und weitet sich auf alle Menschen aus.
V.2 Daran erkennen wir…
- Wahre Liebe bezieht sich also auf Gott. Wahre Liebe zu Gott findet man nur dort wo sie in der Liebe zum Nächsten sich beweist. Nächstenliebe ist stets die Wirkung der Liebe zu Gott. Man kann aber den Nächsten nur dann recht lieben, wenn Gott die erst Stelle einnimmt.
- Liebe ohne Gott ist meistens nur auf den eigenen Vorteil oder Anerkennung aus. So sehr der Apostel vorhin die Wirkung betonte, so betont er jetzt die Ursache.
- Die gegenseitige Liebe muss so gepflegt werden, dass Gott immer die erste Stelle einnimmt. Mit Liebe zu Gott ist aber das Halten der Gebote gemeint, denn wenn wir Gott wirklich als Vater und Herrn ansehen, so müssen wir notwendig Ehrfurcht darbringen.
- Da Gott die Quelle oder Urheber aller Gerechtigkeit und Redlichkeit ist, so muss der, der ihn liebt, seine Gedanken unbedingt auf den Gehorsam gegen die Gerechtigkeit richten.
- Diese Erkenntnis ist keine theoretisches Erkennen der Natur Gottes, sondern eine praktische Tatsache, die, wenn wir nicht gerecht verhalten, bald mit Recht als Heuchlerei erkannt wird.
- Hier kann auch geschlossen werden was das wahre Halten des Gesetzes ist: wenn wir nur aus Furcht vor der ewigen Verdammnis, Missgunst Gottes oder weil wir Verdienste vor Gott erhalten wollen, die Gesetze halten, so sind wir weit vom wahren Gehorsam.
- Gott ehren heisst also, erstens die Herzen sich Gott übergeben zu freiwilliger Verehrung und zweitens das Leben nach der Richtschnur des Gesetzes gestaltet werden soll.
- Dies findet man schon bei Mose (5. Mos. 10:12) „Israel, was fordert der Herr, dein Gott, von dir, ausser dass du ihn liebst und ihm gehorchst?“
V.3 Seine Gebote sind nicht schwer…
- Hier will uns Johannes ermutigen, denn wie schnell ist unser anfänglicher Eifer erschöpft.
- Dass das Gesetz leicht zu halten ist, widerspricht aber unserer Erfahrung, wie auch die Schrift sagt in Apg. 16:10, das Joch des Gesetzes sei unerträglich.
- Der Ursache unsere Mühe mit dem Gesetz ist zweifach: zum einen ist die Selbstverleugnung uns von Natur aus fremd, zum anderen ist das Gesetz „geistlich“ (Röm 7:14), wir jedoch sind „fleischlich“. Die Spannung zwischen „Geistlichkeit“ und „Fleischlichkeit“ kann als Zwiespalt zweierlei Gesinnungen verstanden werden : „Geistlich“ ist alles was mit der unsichtbaren, geistigen Welt Gottes und ihren Werte zu tun hat, vorausgesetzt man versteht es in Wahrheit, „fleischlich“ ist zum einen die Diesseitigkeit aber auch die natürliche Tendenz/Interesse zur Sünde.
- Folgende Frage stellt sich nun: wenn wir doch von Natur aus so gegen das Gesetz gesinnt sind, wie kann der Apostel es als leicht bezeichnen? Es muss gesagt werden, dass unsere Schwierigkeit mit dem Gesetz nicht von der Natur des Gesetzes rührt, sondern aus der Feindschaft unseres Fleisches gegen das Gesetz herrührt.
- Paulus erklärt dies noch ausdrücklicher, indem er sagt, dass es dem Gesetz unmöglich sei, uns Gerechtigkeit zu geben. Die Schuld dieses hoffnungslosen Situation ist die Natur unseres Fleisches.
- In diesem Zusammenhang gibt es zwei anscheinend widersprüchliche Aussagen in der Schrift: die erste ist die von Paulus, der sagt, dass das Gesetz ein Diener des Todes ist (2. Kor. 3:7), dass das Gesetz gegeben ist, um die Sünde zu mehren (Röm. 4:15, 5:20) und es lebe, um uns zu töten. Die zweite Darstellung des Gesetzes ist jene Davids (Ps. 19:11): das Gesetz sei süsser als Honig, köstlicher als Gold, es erfreue das Herz, es bekehre zum Herrn und es mache lebendig. Wie kann man diese zwei Beschreibung des Gesetzes vereinen?
- Die Lösung ist, dass hier das Gesetz in zweierlei Beziehung gestellt wird: bei Paulus im Bezug auf das Fleisch und den natürlichen Menschen, bei David beim durch den Hl. Geist wiedergeborenen Gläubigen. Daher ist für die einen das Gesetz lieblich und bei den anderen verhasst.
- Johannes spricht, wie David, vom Gesetz wie es für die Kinder Gottes gilt. Die Leichtigkeit des Gesetzes ist für ihn nicht ein allgemeines Gut, sondern nur beschränkt auf die Gläubigen, weil es das Werk des Heiligen Geistes ist, dass uns die Gesetze nicht mehr schwer und lästig fallen.
- Hier stellt sich nun eine weitere Schwierigkeit: wenn für die Gläubigen das Gesetz so leicht ist, warum müssen wir dann so schwere innere Kämpfe austragen, wie auch Paulus von sich als ein „elender Mensch“ spricht, weil er Gott nicht frei dienen kann? Die Leichtigkeit kommt aus zwei Richtungen: zum ersten können wir mit himmlischer Kraft unsere Begierden überwinden, zum anderen können wir mit einem liebenden Vater rechnen, der uns unsere Unzulänglichkeit vergibt wie es geschrieben steht „Bei dir ist die Vergebung, dass man dich fürchte“ (Ps 130:4). Es wird also immer einen Kampf in uns geben, jedoch ist er durch Gottes Hilfe überwindbar und in diesen Sinne „leicht“. Gott hilft uns immer wieder auf die Beine wenn wir stolpern.
- Da aber alles diesseitige uns von Gottes Berufung abhält, kann nur der das Gesetz ernsthaft halten, der der „Welt“ tapfer widerstand leistet.
V.4 Unser Glaube ist der Sieg…
- Dies ist der grösste Trost, den wir uns vorstellen können. Da wir an Christus glauben ist dies schon das Zeichen, dass wir die Welt (alles was uns von Gott wegziehen könnte) überwunden haben.
- Trotz aller gefährlichen Angriffe Satans sind wir ausser Gefahr und können ohne Furcht kämpfen.
- Auch wenn wir das Ende unseres persönliches Krieges kennen, sind wir mal hier und mal dort von Satan angegriffen. Unsere Gewissheit aber in allen Schwierigkeiten besteht darin, dass der Glaube das Pfand unseres Sieges ist.
- Diese Gewissheit soll uns aber nicht träge machen, im Gegenteil, wir sollen mutiger den Kampf des Glaubens kämpfen.
- Wir dürfen uns aber hier nichts einbilden, ohne Gottes Hilfe sind wir eine allzu leichte Beute für das Böse. Die unbesiegbare Kraft Gottes hält uns ewig geschützt.
- Es ist sehr wichtig zu wissen, dass wir nur durch den Glauben diesen Sieg errungen haben. Den Glauben aber haben wir ohne unser Hinzutun empfangen. Wer dies leugnet, erklärt sich als Sieger aus eigener Kraft.
V.5 Wer ist aber, der die Welt überwindet…
- Dieser Vers begründet den vorhergehenden: wir siegen deshalb durch den Glauben, weil wir von Christus Kraft holen wie es auch Paulus sagt: „Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht, Christus.“ (Phil. 4:13)
- Man kann nur dann die Welt und Satan wirklich überwunden, wenn man weiss, dass man nicht in sich selbst die Kraft sucht, sondern in Christus. Daher ist unser Glaube das lebendige Ergreifen, durch das wir seine Kraft und seine Werke uns zuleiten.
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