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Zusammenfassung

  1. es gilt die Regel der Bescheidenheit und der Nüchternheit: nicht darüber zu reden, zu vermuten oder selbst nachzuforschen  über unbekannte oder okkulte Sachverhalte (in der geistigen Welt), die uns nicht in der Heiligen Schrift gegeben sind; wir sollte uns jenen Sachen widmen und nachforschen, die für unsere Erbauung dienlich sind
  2. lasst uns also nicht spekulieren, an welchem der sechs Tage die Engel erschaffen wurden; es soll uns genügen zu wissen, dass sie existieren.
  3. daher sollte man die törichten Weisheiten des Dionysios (siehe Dionysius Areopagita und seiner „Himmlischen Hierarchie“ meiden
  4. die Aufgabe des Theologen: sich nicht von unnützen Geschwätz ablenken zu lassen und statt dessen die Gläubigen durch wahre, aufbauende Lehre im Glauben zu stärken.

Text

Daß die Engel als Diener Gottes, die bestimmt sind, seine Befehle auszuführen, auch seine Geschöpfe sind, muß außer Zweifel stehen. Über die Zeit und die Ord­nung, in der sie geschaffen wurden, einen Streit anzufangen, würde Vorwitz, aber nicht eben rechtes Nachdenken bezeugen. Mose erzählt (1. Mose 2,1), die Erde sei vollendet gewesen, auch der Himmel und all sein Heer; was soll man da genau nachsehen, am wievielten Tage denn außer den Gestirnen und Planeten auch jene an­deren, verborgeneren Heere des Himmels ihren Anfang genommen haben? Kurz, wir wollen hier wie in der ganzen christlichen Lehre beachten, daß da die eine Regel der Bescheidenheit und Nüchternheit zu wahren ist: wir sollen über verborgene Dinge nichts reden, nichts denken, nichts wissen wollen, als was uns in Gottes Wort kund­gemacht ist. Und dazu kommt das Zweite: wir sollen bei dem Lesen der Schrift stets das aufsuchen und bedenken, was der Auferbauung dient, nicht aber dem Vorwitz und der Erforschung unnützer Fragen uns hingeben. Und weil der Herr uns nicht in leichtsinnigen Fragen, sondern in echter Frömmigkeit, in der Furcht seines Namens, in rechtem Vertrauen, in der Heiligung des Lebens hat unterrichten wollen, so wollen wir uns an diesem Wissen genügen lassen. Wollen wir also recht vorgehen, so müssen wir jene leeren Reden (mataiomata) fahren lassen, wie sie müßige Leute abseits von Gottes Wort über die Natur, die Rangordnungen und die Zahl der Engel geführt haben. Ich weiß wohl, daß manche derartiges mit großer Begierde aufgreifen und daran viel mehr Vergnügen finden als an dem, was uns zu alltäg­lichem Gebrauch gesetzt ist. Wenn wir uns aber nicht scheuen, Christi Jünger zu sein, so dürfen wir auch keine Scheu tragen, der Erkenntnisweise (methodus) zu folgen, die er uns aufgetragen hat. Tun wir das, dann sind wir mit ihm als unserem Meister zufrieden und stehen so überflüssigem Gedankenspiel, das er uns verbietet, mit ab­lehnender Zurückhaltung, ja mit Abscheu gegenüber. Kein Mensch wird leugnen, daß jener Dionysius, wer er auch gewesen sein mag, über die himmlische Rangordnung vieles fein und scharfsinnig vorgetragen hat. Sieht man aber näher zu, so findet man, daß das meiste reines Geschwätz ist. Ein Theologe aber soll nicht mit Geschwätz die Ohren kitzeln, sondern Wahres, Gewisses und Förderliches lehren und dadurch die Gewissen aufrichten! Liest man jenes Buch (des Dionysius Areopagita), dann meint man, da berichte ein Mensch, der vom Himmel gefallen sei, nicht was er gehört, sondern was er mit Augen gesehen hat! Paulus dagegen, der doch in den dritten Himmel entrückt ward (2. Kor. 12,2), hat nicht nur nichts dergleichen mit­geteilt, sondern sogar bezeugt, kein Mensch könne jene Geheimnisse, die er schaute, aussprechen (2. Kor. 12,4). So wollen wir denn jener schwatzhaften Weisheit den Abschied geben und aus der schlichten Lehre der Schrift zusehen, was der Herr uns über seine Engel hat wissen lassen wollen.

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This entry was posted on Sonntag, Dezember 27th, 2009 at 01:00 and is filed under Buch 1, Buch 1 Kapitel 14, Institutio. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. You can leave a response, or trackback from your own site.

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