Archive for the ‘Institutio’ Category

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Zusammenfassung

  1. Gott braucht eigentliche keine Engel, um seine Befehle auszuführen; vielmehr übergeht er manchmal die Vermittlung der Engel und handelt selbst
  2. Gott gebraucht die Engel, um sich unserer schwachen Auffassungskraft anzupassen und um uns noch mehr seine liebende Fürsorge zu zeigen: zum Beispiel, Elischa und sein Knecht (2. Könige 6:17)

Text

Der Gefahr solchen Aberglaubens werden wir dann recht entgehen, wenn wir er­wägen, warum denn Gott lieber durch die Engel als ohne ihr Zutun, rein aus sich selber, seine Macht zu offenbaren, den Seinen das Heil zu schaffen und ihnen die Gü­ter seiner Freundlichkeit mitzuteilen pflegt. Er tut das sicher nicht aus irgendeiner Notwendigkeit heraus, als ob er sie nicht entbehren könnte. Denn sooft es ihm gefällt, vollbringt er sein Werk ohne sie, allein durch seinen Wink und Willen. Es kann also gar keine Rede davon sein, daß sie etwa ihm behilflich sein müßten, weil ihm ohne sie sein Werk zu schwer wäre. Er tut es also unserer Schwachheit zum Trost, damit uns nichts mangle, was dazu dient, unsere Seele zu froher Hoffnung aufzurichten und zu fester Gewißheit zu starren. An sich müßte uns das eine mehr als genug sein, daß der Herr verheißt, unser Hüter zu sein. Aber wenn wir uns von soviel Gefahren, soviel Nöten, so vielerlei Feinden umgeben sehen, — wie leicht könnten wir da in unserer Schwachheit und Gebrechlichkeit ans Zittern geraten oder gar verzweifeln, wenn uns nicht der Herr nach unserem Verstehen seine gegenwärtige Gnade zu erfahren gäbe! Deshalb verheißt er nicht allein, daß er sich um uns küm­mere, sondern auch, daß er unzählige Schildträger habe, denen er die Sorge um unser Heil aufgetragen hat, und daß — was für Gefahr uns auch bedrohe — kein Übel uns anrühren kann, solange wir unter ihrem Schutz, ihrer Hut stehen! Freilich ist es ver­kehrt, daß wir angesichts der schlichten Verheißung, Gott sei allein unser Hüter, noch immer umherschauen, woher uns Hilfe kommen könne. Aber doch will uns der Herr in seiner unermeßlichen Milde und Freundlichkeit in unserer Verkehrtheit zu Hilfe kommen, — und deshalb dürfen wir von so großer Gabe nicht gering denken. Dafür haben wir ein Beispiel in dem Knecht des Elisa: als er sah, daß der Berg vom Heere der Syrer ganz umlagert war und kein Ausweg mehr blieb, da packte ihn der Schrecken, als ob es um ihn und seinen Herrn geschehen wäre. Da bat Elisa Gott, er möchte ihm die Augen öffnen, — und nun sah er alsbald den Berg voll feuriger Wagen, einer Menge von Engeln nämlich, die ihn mit dem Propheten schützen sollten! (2. Kön. 6,17) Als er das geschaut hatte, da wurde er gestärkt und faßte sich, so daß er unerschrocken die Feinde verachten konnte, deren Anblick ihn zuvor beinahe umgebracht hätte!

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Zusammenfassung

  1. Weil sie so sehr von Gottes Herrlichkeit erstrahlen und Gottes Fürsorge den Menschen zukommen lassen, neigen Menschen dazu, Engel anzubeten.
  2. Paulus warnt uns davor, weil es eine Herabsetzung Christi gleichkommt: Engel bekommen ihre Kraft von der selben Quelle wie wir, sie reflektieren nur den Glanz der göttlichen Herrlichkeit.

Text

Jetzt müssen wir noch dem Aberglauben entgegentreten, der zumeist daraus entsteht, daß es von den Engeln heißt, durch ihren Dienst widerfahre uns alles Gute. Da läßt sich nämlich die Vernunft des Menschen leicht dazu hinreißen, ihnen jedwede Ehre zu übertragen. So wird ihnen denn beigelegt, was nur Gott und Christo zu­kommt. Auf diese Weise ist, wie wir sehen, Christi Ehre schon seit vielen Jahrhun­derten auf mancherlei Weise verdunkelt worden, dadurch, daß man die Engel ohne Begründung in Gottes Wort mit allerlei maßlosem Ruhm bedeckt hat. Und unter allen Verderbnissen, gegen die wir heutzutage zu kämpfen haben, ist kaum eines älter als eben dies. Hatte doch offenbar schon Paulus mit einigen Leuten zu streiten, die die Engel so hoch erhoben, daß Christus beinahe zu ihresgleichen erniedrigt wurde! Dar­um dringt er im Briefe an die Kolosser mit solcher Schärfe darauf, daß Christus nicht nur vor allen Engeln den Vorrang habe, sondern daß er auch für sie der Ursprung alles Guten sei (Kol. 1,16.20). Deshalb dürfen wir nicht den Herrn ver­lassen und uns den Engeln zuwenden, die doch selber nicht aus sich bestehen können, sondern aus derselben Quelle schöpfen wie wir! Freilich, weil ein Abglanz göttlicher Herrlichkeit aus ihnen erstrahlt, so geschieht es gar leicht, daß wir uns vor ihnen aus einer gewissen inneren Bestürzung anbetend niederwerfen und dann ihnen alles zuschreiben, was doch Gott allein zu verdanken ist. Schreibt doch selbst Johan­nes in der Apokalypse, daß ihm das widerfahren sei, — aber dann fügt er gleich hin­zu, ihm sei erwidert worden: „Siehe zu, tue es nicht, ich bin dein Mitknecht …, bete Gott an!“ (Apok. 19,10).

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Zusammenfassung

  1. Gegen die Freidenker, die, wie die Sadduzäer zur Zeit Jesu, die wahre Existenz der Engel bezweifelten, es gibt viele Bibeltexte, die ihre Existenz bestätigen
  2. selbst Christus, als der Mittler, ist in gewissen Stelle als „Engel“ bezeichnet (Mal 3:1)

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Jedoch muß — gegen den Zweifel einiger unruhiger Menschen! — dies fest­stehen: die Engel sind „dienstbare Geister“ (Hebr. 1,14), deren Gehorsamsleistung Gott benutzt, um die Seinen zu schützen, und durch welche er seine Wohltaten unter die Menschen austeilt und auch seine übrigen Werke durchführt. Nun war da einst die Auffassung der Sadduzäer, unter den Engeln seien bloß Regungen, die Gott den Menschen eingibt, oder auch Erweisungen seiner Kraft zu verstehen. Aber es wider­sprechen diesem Wahnwitz derartig viele Zeugnisse der Schrift, daß man sich wun­dern muß, daß eine so grobe Unwissenheit in jenem Volke überhaupt geduldet wurde. Ich will dabei die oben bereits angeführten Stellen kurz übergehen, wo ja Tausende und Legionen von Engeln erwähnt werden, wo ihnen Freude zugesprochen wird, wo es heißt, daß sie die Gläubigen auf ihren Händen tragen, ihre Seelen zur Ruhe bringen, das Angesicht des Vaters sehen — und dergleichen mehr. Es gibt viel­mehr andere Stellen, aus denen völlig klar hervorgeht, daß die Engel Geister von eigener Wesenheit (spiritus naturae subsistentis) sind. Da sagen Stephanus und Paulus, das Gesetz sei durch die Hand von Engeln gegeben worden (Apg. 7,53; Gal. 3,19). Da verheißt Christus, die Auserwählten würden nach der Auferstehung den Engeln gleich sein, oder, der Tag des Gerichtes sei nicht einmal den Engeln bekannt (Matth. 22,30; 24,36), oder, Christus werde alsdann kommen mit seinen heiligen Engeln (Matth. 25,31; Luk. 9,26). Man mag diese Stellen noch so drehen und wen­den: man muß sie doch in diesem Sinne verstehen. Wenn Paulus dem Timotheus„vor dem Herrn Jesus Christus und den auserwählten Engeln“ „bezeugt“, er solle seine Vorschriften beachten (1. Tim. 5,21), so versteht er doch unter den Engeln nicht Eigenschaften oder Eingebungen ohne eigenes Wesen, sondern wirkliche Geister! Und wenn wir im Hebräerbriefe lesen, Christus sei höher gemacht denn die Engel (Hebr. 1,4), den Engeln sei der Erdkreis nicht unterworfen (Hebr. 2,5), Christus habe nicht ihre, sondern des Menschen Natur angenommen (Hebr. 1,4; 2,16) — so hat das nur einen Sinn, wenn wir darunter selige Geister verstehen, auf die solche Vergleichungen zutreffen. Der Verfasser des Hebräerbriefes deutet seine eigene Aus­sage, wenn er die Seelen der Gläubigen und die heiligen Engel im Reiche Gottes nebeneinanderstellt (Hebr. 12,22). Dazu kommt noch, was wir bereits an­führten: daß die Engel der Kindlein allezeit das Angesicht Gottes schauen, daß wir durch ihren Schutz verteidigt werden, daß sie sich an unserem Heil freuen, die viel­fältige Gnade Gottes an seiner Kirche bewundern und daß sie Christus als dem Haupte untertan sind. Dahin gehört auch die Tatsache, daß sie den heiligen Vätern oftmals in menschlicher Gestalt erschienen sind, mit ihnen geredet haben und gar von ihnen beherbergt worden sind! Auch Christus selbst wird ja wegen der Herrschafts­stellung, die er als Mittler ausübt, „Engel“ genannt (Mal. 3,1). Das mag genügen, um die Einfältigen gegen jene törichten und widersinnigen Gedanken zu schützen, die vor vielen Jahrhunderten vom Satan aufgebracht wurden und von Zeit zu Zeit wie­der aufkommen

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Zusammenfassung

  1. Die Bibel sagt uns nichts genaues über die Anzahl, Rangordnung oder Gestalt der Engel: nur allgemeine Angaben
  2. Dieses Mysterium wird erst am „Letzten Tag“ (d.h. Tag des Gerichts) offenbart

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Wer nun über die Zahl und die Ordnungen der Engel genauere Aussagen machen will, der soll zusehen, worauf er sie gründe. Ich gebe zu: Michael wird bei Daniel ein großer Fürst genannt (Dan. 12,1), und bei Judas heißt er „Erzengel“ (Jud. 9). Nach Paulus wird es ein Erzengel sein, der mit dem Schall der Posaune die Menschen zum Gerichte lädt (1. Thess. 4,16). Aber wer könnte von da aus die Ehrenstufen unter den Engeln feststellen, die Kennzeichen und Würden unterscheiden und jedem seinen Platz und seine Stellung zuweisen? Denn selbst die zwei Namen, die in der Schrift auftreten — nämlich Michael und Gabriel, wozu ebenfalls noch der dritte (Raphael) aus dem Buche Tobia käme — können den Engeln auch um der Schwachheit unseres Verstehens willen figürlich beigelegt sein — obwohl ich diese Frage lieber in der Schwebe lassen will.

Was die Zahl betrifft, so hören wir aus Christi Munde viele Legionen (Matth. 26,53), von Daniel viele Zehntausende nennen (Dan. 7,10); viele Wagen schaute der Diener des Elisa (2. Kön. 6,17), und es läßt auf eine ungeheure Zahl schließen, wenn wir hören, daß sie sich rings um die lagern, die Gott fürchten (Ps. 34,8).

Sicher ist, daß die Geister keine Gestalt haben; aber trotzdem stellt die Schrift nach dem Maß unseres Begreifens die Cherubim und Seraphim nicht ohne Grund mit Flügeln dar, damit wir nicht zweifeln, daß sie, sobald es dessen bedarf, mit unglaublicher Schnelligkeit uns zur Hilfe da sein werden, wie wenn ein Blitz in seiner Geschwindigkeit zu uns herniederführe! Wir sollen übrigens glauben, daß die näheren Fragen hierzu jener Art von Geheimnissen angehören, deren volle Ent­hüllung dem Jüngsten Tage vorbehalten ist. Deshalb wollen wir wohl darauf achten, uns vor zu großer Neugier über unserem Fragen und vor zu großer Kühnheit über unserem Reden zu hüten!

30
Dez

Schutzengel? (Institutio 1-14-07)

   Posted by: Didier Tags:

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Zusammenfassung

  1. es ist zweifelhaft, ob jeder Menschen seinen eigenen Schutzengel hat, eher kann man sagen, dass alle Engel jeden von uns beschützen
  2. es gibt keinen biblischen Beweis für den Volksglauben, dass jeder Menschen einen „guten“ und einen „schlechten“ Engel hat.

Text

Ob übrigens den einzelnen Gläubigen einzelne Engel zu ihrem Schutz zugeteilt sind, das möchte ich nicht sicher zu behaupten wagen. Gewiß: wenn Daniel einen Engel der Perser und einen Engel der Griechen nennt (Dan. 10,13.20; 12,1), so zeigt er damit an, daß für Königreiche und Gebiete bestimmte Engel gewissermaßen als Vorsteher eingesetzt sind. Auch wenn Christus sagt, die Engel der Kindlein schauten allezeit das Angesicht des Vaters (Matth. 18,10), so deutet er damit an, daß gewissen Engeln ihr Wohl anvertraut sei. Aber ich weiß doch nicht, ob man dar­aus folgern darf, ein jeder habe seinen eigenen Engel. Jedenfalls ist das sicher, daß sich nicht etwa bloß ein Engel um jeden von uns kümmert, sondern daß sie alle einmütig über unser Heil wachen! Denn über alle Engel zusammen wird ge­sagt, daß sie sich mehr freuen über einen Sünder, der Buße tut, als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen (Luk. 15,7). Von mehreren Engeln wird auch gesagt, daß sie die Seele des Lazarus in Abrahams Schoß trugen (Luk. 16,22). Und nicht ohne Grund zeigt Elisa seinem Diener so viele feurige Wagen, die für ihn besonders bestimmt waren (2. Kön. 6,17). Es gibt nun eine Stelle, die dies (nämlich, daß es „Schutzengel“ gebe) klarer zu beweisen scheint als andere. Nämlich, als Petrus nach seiner Befreiung aus dem Gefängnis an die Tür des Haufes klopfte, in dem die Brüder versammelt waren, da sagten sie, weil sie ja nicht ahnen konnten, daß er es sei, es sei „sein Engel“ (Apg. 12,15). Dies scheint ihnen in den Sinn gekommen zu sein nach der allgemeinen Anschauung, den einzelnen Gläu­bigen seien ihre Engel zum Schutz zugeordnet. Freilich kann man darauf erwidern, daß darunter auch jedweder Engel verstanden werden kann, dem der Herr damals den Schutz des Petrus aufgetragen hatte, ohne daß er deshalb sein steter Hüter gewesen sein müßte, wie man sich gewöhnlich vorstellt, als ob jedem Menschen zwei Engel, ein guter und ein böser, gleich wie Genien zugeteilt wären! Aber es lohnt nicht, genau zu forschen, was zu wissen uns wenig nützen kann. Denn wem es nicht genügt, daß alle Ordnungen der himmlischen Heerscharen zu seinem Heil auf der Wacht stehen, — was soll dem die Einsicht helfen, daß ihm ein Engel in besonde­rer Weise zum Hüter gegeben sei? Wer aber all die Obhut, die Gott einem jeden von uns zuteil werden läßt, auf einen Engel beschränkt, der tut sich und allen Gliedern der Kirche unrecht: er tut so, als ob uns jene Hilfstruppen ohne Ursache zugesagt wären, die uns von allen Seiten umgeben und schützen, damit wir um so tapferer streiten!