Archive for the ‘Buch 1 Kapitel 05’ Category

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Zusammenfassung

  1. einige bestreiten die Unsterblichkeit der Seele, aufgrund der Natur
    1. sie behaupten, dass die Seele nicht von Körper getrennt existieren kann
    2. im Gegenteil – bei höheren Geistesbeschäftigungen gibt es kein körperliches Gegenstück, sondern sie sind von Gott gegebene Zeichen der Unsterblichkeit
    3. wenn dann der Mensch göttlich ist, dann sind wir gezwungen, seinen Schöpfer anzuerkennen und in menschlicher Kunst und Handwerk die dahinterliegende göttliche Quelle zu sehen
  2. einige schreiben die Schöpfung der Natur zu
    1. nutzlose Spekulation über den „universellen Geist“, die zu verwerfen sind
    2. die Natur ist nicht Gott, sondern die Ordnung der Natur wurde von Gott festgelegt
  3. folglich müssen wir Gott nicht mit seinem Werk verwechseln

Text

Aber mit diesem Schweinestall habe ich hier nichts weiter zu schaffen. Lieber will ich jetzt mit denen streiten, die in abwegiger Spitzfindigkeit jenen dürren Ausspruch des Aristoteles gern so lange drehen und wenden möchten, bis er ihnen zur Leugnung der Unsterblichkeit der Seele wie zur Bestreitung des Anrechts Gottes dienlich wäre. Da nämlich die Kräfte der Seele organisch sind, so binden sie die Seele an den Leib, so daß sie ohne ihn nicht bestehen könnte. Durch große Lob­preisungen der Natur unterdrücken sie dann, soviel sie vermögen, den Namen Gottes. Aber es kann doch keine Rede davon sein, daß die Vermögen der Seele in den Wir­kungsweisen, welche dem Leibe dienen, sich erschöpften. Was hat denn der Körper da­mit zu tun, daß man den Himmel mißt, die Gestirne zählt, ihre Größe feststellt, ihre Abstände erforscht, die größere oder geringere Geschwindigkeit ihres Laufs beobachtet oder die Grade der Abweichungen von der Bahn bestimmt? Ich gebe zu, daß die Sternkunde einen Nutzen hat. Hier will ich nur zeigen, daß in solch schwieriger Er­forschung der Himmelserscheinungen Körper und Seele nicht in einfacher Ent­sprechung zueinander stehen, sondern daß die Wirkung der Seele vom Körper ge­sondert ist. Ich habe nur ein einziges Beispiel gebracht, nach welchem sich leicht weitere bilden lassen. Die mannigfaltige Beweglichkeit der Seele, mit der sie Himmel und Erde durchforscht, Vergangenes und Zukünftiges verbindet, früher Vernommenes im Gedächtnis behält, sich vorstellt, was sie will, diese Erfindungsgabe, mit der sie unglaubliche Dinge ausdenkt und die die Mutter sovieler wundersamer Fertigkeiten ist — das alles sind sicherlich Spuren Gottes im Menschen. Was soll man dazu sa­gen, daß sie selbst im Schlafe regsam und beweglich ist und gar noch viel nützliche Dinge erfindet, über vieles nachdenkt, ja Künftiges erahnt? Kann man darauf eine andere Antwort finden, als daß die Spuren der Unsterblichkeit, die dem Menschen eingeprägt sind, nicht zerstört werden können? Wie sinnlos wäre es aber, wenn der Mensch selbst göttlich (divinus) wäre und doch seinen Schöpfer nicht anerkennte? Wir sollten mit eigener Urteilskraft unterscheiden zwischen Recht und Unrecht — und im Himmel sollte kein Richter sein? Uns sollte doch selbst im Schlafe ein Rest der Denkkraft verbleiben — und kein Gott sollte über der Welt wachen und walten? Wir sollen als Erfinder von soviel nützlichen Künsten und Dingen gelten — damit Gott seines Ruhmes beraubt werde? Und dabei lehrt doch schon die Erfahrung, daß wir unseren Besitz auf ganz andere Art, anderswoher empfangen! Was nun einige Leute über eine geheime Beseelung schwatzen, welche die ganze Welt am Leben erhielte, das ist abgeschmackt und geradezu gottlos. Ihnen macht denn Vergils berühmter Ausspruch Freude:

„Erst den Himmel umher und Land und weite Gefilde,

Auch die leuchtende Kugel des Monds und die strahlende Sonne

Nährt von innen ein Geist; und ganz die Glieder durchströmend

Reget Seele das All, dem großen Leibe vereinigt.

Dorther Menschengeschlecht und Tiere und rasches Geflügel,

Auch soviel Meerwunder, die wogende Tiefe durchtaumeln:

Alle durchwebt sie lebendige Kraft und himmlischer Ursprung.“

 

Bei solcher Denkweise soll die Welt, die doch als Spiegel Gottes erschaffen ist, ihr eigener Schöpfer sein. Diese Anschauung, die sich bei Griechen und Lateinern findet, hat Vergil auch noch an anderer Stelle ausgesprochen:

„Daß in den Bienen ein Teil göttlichen Geistes

Wohn‘ und ätherischer Hauch. Denn die Gottheit gehe durch alle

Länder dahin und Räume des Meeres und Tiefen des Himmels.

Schafe daher und Rinder, der Mensch und des Wildes Geschlechter,

Jedes bei seiner Geburt sich hole vom Hauche des Lebens.

Siehe, auch dorthin kehre dereinst, der Verwesung entronnen,

Alles zurück, und nirgends sei Tod, es schwinge sich lebend

Unter die Zahl des Gestirns und leucht‘ am erhabenen Himmel.“

 

Was soll nun aber dieses dürre Gedankenspiel von dem „allgemeinen Geiste“ (Weltseele), der die Welt beseelt und trägt, für Frucht tragen zur Entstehung und Erhaltung der Frömmigkeit im Menschenherzen? Das kann man am besten aus den Frevelreden des schmutzigen Hundes Lucretius ersehen, die diesem Ursprung ent­stammen! Es ist nichts anderes, als daß man sich einen Schattengötzen macht, um nur ja den wahren Gott, den wir fürchten und dem wir dienen sollen, möglichst gründlich loszuwerden. Ich gebe zu: man kann auch in rechter Gesinnung sagen, die „Natur“ sei Gott — wenn es nur aus einem frommen Herzen kommt. Aber es ist doch eine undurchdachte und unangebrachte Redeweise; denn die Natur ist doch vielmehr die von Gott gesetzte Ordnung, und deshalb ist es bei einer so wichtigen Sache, der doch besondere Ehrfurcht gebührt, schädlich, wenn man Gott unklar mit dem ihm unter­geordneten Geschehen in seinen Werken vermischt.

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Zusammenfassung

  1. trotz der göttliche Quellen von Gaben unterdrückt der Mensch den Impulse, Gott zu preisen wegen seines Stolzes und Selbstliebe; der Mensch preist sich schlussendlich selbst dieser Dinge
  2. die Atheisten, trotz der unverkennbaren Beweise Gottes an ihren eigenen Körpern, lehnen Gott ab und ersetzen ihn durch die „Mutter Natur“

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Aber hier wird die schmähliche Undankbarkeit der Menschen offenbar. Eine Werk­statt tragen sie in sich, mit unzähligen Werken Gottes geschmückt, eine Schatzkammer, erfüllt mit unschätzbaren Gütern — aber anstatt nun in Lobpreis auszubrechen, blähen sie sich nur in um so größerer Aufgeblasenheit und stemmen sich im Trotz! Sie fühlen, wie wunderbar Gott an ihnen wirkt; welche Fülle von Gaben sie dank seiner Freigebigkeit besitzen, das lehrt sie die Erfahrung selbst. Daß dies Zeichen der Gottheit sind, das müssen sie wohl oder übel erkennen — aber innerlich kämpfen sie dagegen an. Es ist ja gar nicht nötig, daß sie aus sich hinausgehen. Nur sollten sie sich nicht stolz selbst zuschreiben, was ihnen vom Himmel herab gegeben ist, und so in der Erde vergraben, was ihrem Herzen zu klarer Erkenntnis Gottes vorleuchtet. Ja, heute trägt die Erde viele wüste Geister, die sich nicht scheuen, den ganzen Samen der Gottheit, der in die menschliche Natur gestreut worden ist, zur Vertilgung des Namens Gottes zu benutzen. Was für ein fürchterlicher Wahnwitz ist es doch, wenn der Mensch, der in seinem Leib und seiner Seele hundertfach Gott findet, eben diesen Vorzug als Anlaß nimmt, Gottes Dasein zu leugnen! Man wird dabei nicht sagen, der Mensch unterscheide sich bloß durch Zufall von den unvernünftigen Tieren, nur wird man alles unter dem Schleier der „Natur“ verdecken: sie ist dann Schöpfer aller Dinge — aber Gott wird seiner Schöpferherrlichkeit beraubt! Man sieht dieses ausgezeichnete Kunstwerk in seinen einzelnen Gliedern — von Mund und Augen bis zu den Zehen. Aber auch hier setzt man die „Natur“ an die Stelle Gottes. Insbesondere zeigen die geschwinden Regungen der Seele, ihre herrlichen Fähigkeiten, ihre einzigartigen Gaben Gottes Spuren schwer verkennbar an — wenn nur nicht diese Epikuräer gleich Zyklopen gerade von dieser Höhe aus den Krieg wider Gott um so heftiger führen wollten! Wirken aber alle Schätze der himmlischen Weisheit zu­sammen, um einen Wurm von fünf Fuß Höhe zu regieren, soll dann das ganze Welt­all dieses Vorzugs ermangeln? Da behauptet man zunächst, es seien in der Seele organische Fähigkeiten vorhanden, die zur Wirkung in den einzelnen Körperteilen diesen angepaßt wären — aber das vermag doch so wenig die Herrlichkeit Gottes zu verfinstern, daß es sie geradezu Heller strahlen läßt! Epikur soll doch einmal mittei­len, wie das Gemisch von Atomen wohl aussähe, das Speis und Trank verdauen könnte, den einen Teil in den Kot, den anderen ins Blut übergehen ließe, oder das auch in den einzelnen Gliedern eine so kräftige und zweckmäßige Wirkung erzielte, als ob ebensoviel Seelen (wie Glieder) nach gemeinsamem Plan den Leib regierten!

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Zusammenfassung

  1. Den Menschen nennt man einen Mikrokosmos, er ist ein seltenes Beispiel für Gottes Kraft, Güte und Weisheit
  2. da wir nicht einmal aus uns selbst gehen müssen, um Gott zu finden, haben wir umso weniger eine Entschuldigung
  3. sowohl die Bibel wie auch heidnische Schriftsteller erklären Gottes Vaterschaft aller Menschen, dessen Geschöpfe seine grossen Kunstfertigkeit zeigen; es muss uns daher ein Bedürfnis sein, ihn im Gegenzug zu lieben und zu verehren

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Nicht ohne Grund hat deshalb einst ein Philosoph den Menschen einen „Mikro­kosmos“ (eine Welt im Kleinen) genannt, weil er ein ausnehmender Beweis der Macht, Güte und Weisheit Gottes sei und unseren Geist mit soviel Wundern fesseln müßte, wenn wir nicht zu träge zum Aufmerken wären. Aus diesem Grunde fügt Paulus der Feststellung, daß Gott auch von Blinden zu greifen sei, alsbald hinzu, mau brauche ihn nicht in der Ferne zu suchen (Apg. 17,27), weil doch jeder einzelne die himmlische Gnade, von der er lebt, innerlich ohne Zweifel empfindet. Ist es aber, damit wir Gott ergreifen, gar nicht nötig, aus uns selbst hinauszugehen, wie soll dann die Faulheit solcher Leute beschönigt werden, die sich nicht einmal die Mühe machen, in sich selbst hineinzuschauen, um Gott zu suchen? Das ist der Grund, wes­halb David, nachdem er in Kürze Gottes herrlichen Namen und seine überall uns entgegenstrahlende Größe gepriesen hat, gleich ausruft: „Was ist der Mensch, daß du sein gedenkest?“ (Ps. 8,5) und: „Aus dem Munde der jungen Kinder und Säug­linge hast du eine Macht zugerichtet!“ (Ps. 8,3). Damit spricht er aus: es besteht nicht nur sonst im Menschengeschlecht ein klarer Spiegel der Werke Gottes, sondern selbst die Kindlein, die an der Mutter Brust hängen, haben geschickte Zungen, seinen Ruhm zu verkünden, so daß es anderer Redner nicht bedarf! So führt er ohne Zögern selbst der Kindlein Mund in den Kampf, als sattsam gerüstet, um deren Unsinnigkeit zu bestreiten, die in ihrer teuflischen Hoffart Gottes Namen auslöschen möchten! Da­her auch jenes Wort, das Paulus aus Aratus zitiert: „Wir sind seines Geschlechts“ (Apg. 17,28); denn wenn Gott uns mit solchen Vorzügen ziert, so hat er sich damit als unser Vater bezeugt. Aus dem allgemeinen Empfinden und gleichsam auf Ein­gebung der Erfahrung haben so auch heidnische Dichter Gott den „Vater der Men­schen“ genannt. Und es wird sich niemand Gott aus freien Stücken und willig in Gehorsam unterwerfen, der nicht seine väterliche Liebe geschmeckt hat und dadurch gereizt wurde, ihn zu lieben und ihm zu dienen.

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Zusammenfassung

  1. Menschliche Kunst und Wissenschaft, durch ihre genau Betrachtung der Natur, gibt dem Menschen eine tiefere Einsicht in die Geheimnisse der göttlichen Weisheit
  2. jedoch selbst für der Ungebildeten gibt es mehr als genug zu entdecken, dass ihm die Weisheit Gottes zeigt. Die Beschaffenheit des menschlichen Körpers ist ein Beispiel dafür

Text

Im Himmel und auf Erden sind unzählige Zeugnisse, die seine wunderbare Weis­heit beweisen. Ich denke nicht bloß an verborgenere Dinge, deren näherer Erforschung die Sternkunde, die Medizin und die gesamte Naturwissenschaft dient. Vielmehr habe ich solche Zeugnisse im Auge, die sich dem Blick auch des Unkundigsten aufdrängen, so daß sich die Augen nicht auftun können, ohne notwendig Zeugen dafür zu sein. Freilich: wer jene Wissenschaften recht in sich aufgenommen oder auch bloß flüchtig kennen­gelernt hat, der kann mit ihrer Hilfe noch tiefer in die Betrachtung der Geheimnisse göttlicher Weisheit eindringen. Aber wer sie nicht kennt, wird durch solche Unkennt­nis keineswegs gehindert, in Gottes Werken Kunst und Weisheit übrig genug zu se­hen, um dann zur Bewunderung des Schöpfers zu kommen. Es bedarf natürlich der Wissenschaft und genauer Arbeit, um die Bewegungen, Stellungen, Entfernungen und Eigenschaften der Gestirne festzustellen; und wie bei solcher Forschung Gottes Vorsehung klarer hervortritt, so ist es dabei auch um so mehr angemessen, den Geist emporzurichten, um seine Herrlichkeit zu schauen. Aber auch der Ungebildete und Un­wissende, der nur Augen hat zu sehen, der muß ja die Größe göttlicher Kunst und Weisheit erschauen, die sich ganz von selbst in der unendlichen Mannigfaltigkeit des Heeres der Himmel, die doch so wohlgeordnet ist, ihm entgegenstellt. Da ist also nie­mand, dem der Herr seine Weisheit nicht reichlich offenbarte! Ebenso erfordert es ausgezeichneten Scharfsinn, die innere Einheit, das Ebenmaß, die Schönheit und die Aufgabe der Organe des menschlichen Körpers mit der Genauigkeit eines Galenus festzustellen. Aber es stimmen alle Betrachter in dem Bekenntnis überein, daß der menschliche Körper einen so sinnreichen Aufbau zeigt, daß der Schöpfer deswegen mit Recht wunderbar genannt wird.

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Zusammenfassung:

  1. Gleich wie das durch Gott eingepflanzte Bewusstsein der Existenz Gottes, so ist die tägliche Offenbarung Gottes in seinem erschaffenen Universum darauf bedacht, uns Wissen von Gott zu vermitteln: das ist das schlussendliche Ziel eines gesegneten Lebens
  2. während Gottes Wesen für den Menschen unbegreiflich ist, so ist doch die Herrlichkeit Gottes in der Schöpfung umso deutlicher, dass selbst ungebildete und dumme Menschen keine Entschuldigung haben
  3. wie die Bibel an mehreren Stellen bezeugt: wenn du deine Augen auf das unendliche und wunderschöne Werk des Universum richtest, so wirst du Gott wie in einem Spiegel sehen, auch wenn Gott unsichtbar ist

Text:

Höchstes Ziel des seligen Lebens ist nun die Erkenntnis Gottes. Niemandem sollte der Zugang zur Seligkeit verschlossen bleiben; deshalb hat Gott nicht nur dem Menschenherzen das geschenkt, was wir den Keim der Religion nannten. Er hat sich auch derart im ganzen Bau der Welt offenbart und tut es noch heute, daß die Menschen ihre Augen nicht aufmachen können, ohne ihn notwendig zu erblicken. Sein Wesen zwar ist unbegreiflich, so daß seine Gottheit allem Verstehen der Menschen völlig unerreichbar ist. Aber er hat den einzelnen Werken zuverlässige Kennzeichen seiner Herrlichkeit eingeprägt, und diese sind so deutlich und eindrücklich, daß auch den un­kundigsten und unverständigsten Menschen jede Entschuldigung mit Unwissenheit un­möglich gemacht ist. So ruft der Prophet mit vollem Rechte aus, Gott sei mit Licht wie mit einem Kleide angetan (Ps. 104,2), als wollte er sagen: Erst da fing er an, herrlich in sichtbarem Schmuck hervorzutreten, als er in der Schöpfung der Welt seine herrlichen Kennzeichen offenbarte, in deren Schmuck er uns jetzt erscheint, wohin wir auch unsere Augen wenden. An derselben Stelle vergleicht der Prophet sehr treffend den ausgespannten Himmel mit Gottes Königszelt und sagt von ihm: „Er wölbt sein Gemach in den Wassern, Wolken sind sein Gefährt, er reitet auf Flügeln des Windes, Winde und Blitze sind seine schnellen Boten“ (Ps. 104,3.4, etwas un­genau). Und weil in der Höhe der Glanz seiner Macht und Weisheit am herrlichsten strahlt, so heißt der Himmel öfters sein Palast. Überhaupt: wohin man die Augen blicken läßt, es ist ringsum kein Teilchen der Welt, in dem nicht wenigstens irgend­welche Fünklein seiner Herrlichkeit zu sehen wären! Man kann dieses gewaltige, wundervolle Gebäude, das ringsum daliegt, gar nicht mit einem Blick erschauen, ohne unter der Gewalt dieses unermesslichen Glanzes zusammenzusinken. Deshalb nennt der Verfasser des Hebräerbriefs die Welt sehr schön ein Sichtbarwerden der un­sichtbaren Dinge (Hebr. 11,3); denn die schöne Ordnung der Welt dient uns als Spiegel, in dem wir allenthalben den unsichtbaren Gott erschauen können. Darum schreibt der Prophet (Ps. 19,1) den Himmelskörpern eine Sprache zu, die keinem Volk unbekannt ist; denn da besteht eine allzudeutliche Bezeugung Gottes, als daß sie irgendeinem Volke, und sei es auch das roheste, entgehen könnte. Und der Apostel drückt das noch deutlicher aus, wenn er sagt, es sei den Menschen offenbart, was man von Gott wissen soll, denn sein unsichtbares Wesen, ja seine ewige Kraft und Gott­heit werde aus der Anschauung der Weltschöpfung von jedermann ersehen (Röm. 1,19).