Archive for the ‘Buch 1 Kapitel 11’ Category

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Zusammenfassung

  1. die absurde Neigung des Menschen, aus toter Materie eine Gottheit zu bilden, was sowohl von der Bibel wie auch von heidnischen Poeten beobachtet wird, liegt in der (gefallenen) menschlichen Natur
  2. die Bibel warnt ausdrücklich jene, welche sich Götter mit ihren eigenen Händen schaffen
  3. die törichte Unterscheidung der alten Griechen zwischen Bildnis und Abbildung wird von der Bibel komplett abgelehnt
  4. wenn dir die katholische Lehre über Bilder ablehnen, so stellen wir uns auf die Seite der Propheten des Alten Testaments

Text

Eben darauf zielt das Wort: „Die Bilder der Heiden sind Silber und Gold, von Menschenhänden gemacht“ (Ps. 115,4; 135,15). Denn aus der Stofflichkeit folgert der Prophet, daß Bilder von Gold und Silber nicht Götter sein können; des weiteren setzt er als unwidersprochen voraus, daß, was wir selbst von Gott erdacht haben, ein törichtes Gebilde ist. Er nennt aber Gold und Silber lieber als Lehm und Stein, damit nicht Glanz und Wert den Götzenbildern Ehre verschaffe. Jedoch zieht er allgemein den Schluß, es sei nichts unglaublicher, als daß man aus irgend­welchem toten Stoff Götter machen könne. Nicht weniger aber besteht er darauf, daß der Mensch, der Gottes Ehre den Götzen zu geben wagt, von ganz toller Ver­messenheit sich treiben läßt, da er doch selbst den flüchtigen Odem in jedem Augen­blick seines Lebens leihweise empfängt. Der Mensch muß sich selbst als Geschöpf eines einzigen Tages bekennen — und er will ein Metall, dem er erst selbst die Göttlichkeit beilegt, für Gott gehalten wissen! Denn woher stammen die Götzen anders, als aus menschlichem Gutdünken? Da besteht der Spott des weltlichen Dichters ganz zu Recht: „Ein Feigenklotz, ein wenig nützes Holz war ich, als einst der Zimmermann, unschlüssig, was aus mir werden sollte, ein Schemel oder sonst ein Ding — zum Gott mich lieber machen wollte.“ (Horaz).

So will der Mensch, das Erdengebild, der fast in jedem Augenblick sein Leben ausatmet, mit seiner Kunst Gottes Namen und Gottes Ehre auf einen toten Klotz übertragen! Indessen ist jener Horaz in seinem tollen Spott ein Epikuräer, und er fragt nach keiner Religion; deshalb wollen wir seine und seinesgleichen Scherzreden fahren lassen. Besser soll uns der Ernst des Propheten treffen, ja durchbohren, wenn er den Wahnsinn der Menschen züchtigt, die aus dem gleichen Holz sich wärmen, den Ofen heizen, Brot backen, Fleisch kochen und braten — und sich einen Gott machen, vor dem sie sich anbetend niederwerfen! (Jes. 44,12ff.) Deshalb wirft er ihnen an anderer Stelle ihre Schuld nicht nur auf Grund des Gesetzes vor, sondern hält ihnen zugleich tadelnd vor Augen, daß sie auch aus den Urgründen der Erde nicht die erforderliche Lehre gezogen hätten (Jes. 40,21) — da doch nichts so widersinnig sei, als Gott, den Unermeßlichen und Unbegreiflichen, auf ein Maß von fünf Fuß beschränken zu wollen. Und dennoch zeigt die Erfahrung, daß diese ungeheure Verirrung, die doch offenkundig gegen die Ordnung der Natur geht, dem Menschen natürlich ist! — Es ist weiter zu bemerken, daß die Schrift dem Aberglauben immer wieder mit der Bemerkung entgegentritt, er sei das „Werk von Menschenhänden“, das der göttlichen Beglaubigung entbehrt (Jes. 2,8; 31,7; 57,10, Hos. 14,4, Micha 5,12). Damit soll ganz unerschütterlich feststehen, daß alle Arten der Gottesverehrung, die die Menschen sich ausdenken, ein Greuel sind. Mit heftigem Zorn tritt der Prophet im Psalm (115) dagegen auf, daß Menschen von toten und fühllosen Dingen Hilfe erwarten, denen doch Gott soviel Verstand gegeben hat, daß sie wissen: es wird alles durch Gottes Kraft bewegt und regiert! Aber die Völker wie auch jeden einzelnen für sich allein treibt ja die Verderbnis der Natur zu solchem Wahn­sinn, und deshalb donnert am Schluß der Heilige Geist mit schrecklichem Fluch: „Wer so tut und auf dergleichen sein Vertrauen setzt, der möge jenen (Götzen­bildern, die doch tot sind) gleich werden!“ (Ps. 115,8; Luther etwas anders). Auch muß man wohl beachten, daß das „Gleichnis“ nicht weniger untersagt wird als das „Bildnis“. So erweist sich der törichte Vorwand der Griechen (= Ostkirche) als falsch: diese meinen, sie hätten alles Verlangte getan, wenn sie Gott nicht in Werken der Bildhauerkunst darstellen — während sie sich in gemalten Bildern schlimmer als irgendwelche anderen Völker die Zügel schießen lassen. Aber der Herr verbietet nicht bloß, daß ihm vom Bildhauer ein Bildnis gemacht werde, sondern er will überhaupt von keinem Künstler gebildet werden; denn solche Abbildung geschieht verkehrt und unter Verachtung seiner Majestät.

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Zusammenfassung

  1. solche direkten Offenbarungen der göttlichen Gegenwart, wie sie sich im Alten Testament finden, beabsichtigen, die menschliche Neugier zu zähmen, Gottes Unsichtbarkeit zu lehren und Gottes künftige Offenbarung in Christus anzukündigen
  2. der Cherubim des Gnadenstuhles gehört zur Pädagogik des Alten Bundes und hat keinen Platz in der Geistlichkeit des fortgeschrittenen Zeitalters
  3. Juvenal (röm. Dichter des 1. und 2. Jahrhunderts), ein Heide, hat mehr Verstand als die Papisten (Katholiken) (welche Bildnisse auf Grund des Alten Testaments gutheissen), als er die Juden rügte, dass sie blosse Wolken und die Gottheit des Himmelkörpers verehren würden
  4. wir müssen unseren eigenen Hang zum Götzendienst erkennen; ein allgemeines Laster, dass sich nicht auf die Juden beschränkt

Text

 

Nun hat gewiß Gott zuweilen seine heilige Gegenwart so enthüllt, daß es heißt, er sei „von Angesicht zu Angesicht“ gesehen worden. Aber alle Zeichen, die er je gewährte, waren ganz dazu angetan, das Volk zu belehren, und gemahnten die Men­schen zugleich deutlich an die Unbegreiflichkeit seines Wesens. Denn es traten Wolken und Flammen auf und legten, obwohl sie Merkzeichen seiner himmlischen Herrlichkeit sind, zugleich aller Zudringlichkeit den Zaum an, um die Menschen an jedem Versuch zu hindern, höher vorzustoßen (Deut. 4,11). Deshalb ist nicht einmal dem Mose, dem sich Gott doch vertrauter zeigte als allen anderen, auf seine Bitten hin gewährt worden, sein Angesicht zu schauen; vielmehr empfing er die Antwort, solchen Glanz könne kein Mensch ertragen (Ex. 33,20). Gewiß erschien der Heilige Geist in Gestalt einer Taube (Matth. 3,16). Aber er verschwand doch gleich wieder, und so handelt es sich bei seiner Erscheinung offenbar um ein flüchtiges Merk­zeichen, durch das die Gläubigen ermahnt werden sollen, an den Heiligen Geist als den Unsichtbaren zu glauben, damit sie, mit seiner Kraft und Gnade zufrieden, sich keine äußere Darstellung erdenken möchten. Daß Gott zuweilen in Menschengestalt erschien, das war das Vorspiel der künftigen Offenbarung in Christus. Dies durften also die Juden keinesfalls als Vorwand mißbrauchen, um sich ein Zeichen der Gott­heit unter Menschengestalt zu machen. Auch der „Gnadenstuhl“, von dem aus sich Gott zur Zeit des Gesetzes wirksam gegenwärtig erwies, war so gestaltet, daß er andeutete, das beste Anschauen der Gottheit sei, wenn sich die Seelen in Bewun­derung über sich erheben. Bedeckten ihn doch die Cherubim mit ausgebreiteten Flügeln, verdeckte ihn doch der Vorhang — ja, die Lade schon machte ihn verborgen! (Ex. 25,17.18.21). Es ist deshalb offenkundiger Wahn, wenn man versucht, Bilder Gottes oder der Heiligen mit dem Beispiel dieser Cherubim zu verteidigen. Was bedeuteten denn in aller Welt diese Bilder anders, als daß Bilder untüchtig seien, die Geheimnisse Gottes darzustellen? Sie waren doch dazu bestimmt, mit ihren Flügeln den „Gnadenstuhl“ zu verhüllen, auf diese Weise den menschlichen Augen und allen Sinnen den Anblick Gottes zu verwehren und so aller Verwegenheit sich entgegenzustellen! Und wenn die Propheten die ihnen in ihren Gesichten gezeigten Seraphim mit verhülltem Angesicht darstellen (Jes. 6,2), so zeigen sie dadurch an, daß der Glanz der göttlichen Herrlichkeit so stark ist, daß ihn auch die Engel nicht unmittelbar anzuschauen vermögen, und daß selbst die zarten Fünkchen, die an den Engeln erstrahlen, unserem Auge entzogen werden müssen. Außerdem wird von allen, die recht urteilen, anerkannt, daß die Cherubim, von denen hier die Rede ist, zur da­maligen Erziehung unter dem Gesetz gehören. Deshalb ist es widersinnig, sie als Beweis für unsere Zeit anführen zu wollen. Denn das kindliche Zeitalter — wenn ich mich so ausdrücken darf —, dem solche Anfangsgründe zugewiesen waren, ist vergangen! Es ist wirklich beschämend, daß weltliche Schriftsteller bessere Ausleger des Gesetzes Gottes sind als die Papisten. So wirft Juvenal den Juden höhnisch vor, sie verehrten leere Wolken und des Himmels Gottheit. Das ist gewiß verkehrt und gottlos geredet, aber es liegt, da Juvenal die Existenz eines Götterbildes bei den Juden bestreitet, immerhin mehr Wahrheit darin als in dem Gerede der Papisten, es sei irgendein sichtbares Abbild Gottes vorhanden gewesen! Nun ist freilich das Volk oft genug so hitzig und schnell dazu übergegangen, sich Götzen zu verschaffen, wie wenn aus einer großen Quelle das Wasser mit gewaltiger Wucht hervorbricht. Aber daraus sollen wir doch vielmehr lernen, wie groß unser angeborener Hang zum Götzendienst ist, damit wir nicht die Schuld für ein allgemeines Verderben auf die Juden schieben und selbst in todbringendem Schlaf den eitlen Lockungen der Sünde erliegen!

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Zusammenfassung

  1. Moses, Jesaja und Paulus sprechen sich gegen irgendwelche bildhafte Darstellung Gottes aus, weil sie Gottes Majestät verletzen
  2. selbst aufgeklärte Heiden wie Seneca sind gegen Gottesbildnisse
  3. es ist eine absurde Behauptung der Befürworter der Bilderverehrung, dass den Juden die Bilderverehrung deswegen verwehrt war, weil sie einen Hang zum Aberglauben hätten

Text

Das kann man leicht aus den Gründen entnehmen, die Gott jenem Verbot bei­gibt. So spricht er zu Mose: „Gedenke, was der Herr dir im Tale am Horeb gesagt hat; seine Stimme hast du gehört, aber seine Gestalt nicht gesehen. Darum sieh dich vor, daß du dich nicht verführen lässest, dir irgendein Bildnis zu machen …“ (Deut. 4,15; nicht Luther). Wir sehen, wie Gott sein Wort klar allen Bildern und Gestaltungen entgegensetzt, damit wir wissen: wer eine sichtbare Gestalt Gottes haben will, der fällt von ihm ab! Aus den Propheten mag allein Jesaja angeführt werden, der mit besonderem Nachdruck hierauf den Finger legt, um zu lehren, daß Gottes Majestät in ungeziemender und schändlicher Einbildung in den Schmutz gezogen wird, wenn er, der Leiblose, in körperlichem Stoff, der Unsichtbare in sichtbarem Bildwerk, der Geist in seelenlosem Dinge, der Unermeßliche und Unend­liche in einem Stück geringem Holz oder Stein oder Gold dargestellt wird (Jes. 40,18; 41,7.29; 45,9; 46,5). Ebenso urteilt auch Paulus: „Sind wir denn göttlichen Geschlechts, so sollen wir nicht meinen, die Gottheit sei gleich den goldenen, silbernen und steinernen Bildern, durch menschliche Kunst und Gedanken gemacht“ (Apg. 17, 29). Es steht also fest: was je an Standbildern errichtet oder an Bildern gemalt wird, um Gott darzustellen, das mißfällt ihm stracks als Schändung seiner Majestät. Dann ist es aber auch nicht verwunderlich, daß der Heilige Geist, der solches vom Himmel her kundmacht, auch gelegentlich auf Erden arme, blinde Götzendiener zum gleichen Bekenntnis zwingt! Bekannt ist jene Klage des Seneca, die man bei Augustin liest: „Die heiligen, unsterblichen, unverletzlichen Götter verehren sie im gemeinsten und unedelsten Stoff, ziehen ihnen das Gewand von Menschen und Tieren an, manche denken sie zweigeschlechtlich oder aus zweierlei Leibern zusammengesetzt, und sie nennen das Götter, was, wenn es Leben hätte und einem begegnete, als Ungeheuer gelten müßte“ (Augustin, Vom Gottesstaat, Buch 6, Kap. 10). Hieraus wird wiederum klar, daß die Verteidiger der Bilder sich mit fauler Sophisterei helfen, wenn sie einwenden, das Gebot der Bilderverehrung sei (bloß) den Juden wegen ihres Hangs zum Aberglauben gegeben worden. Als ob sich das, was Gott aus seinem ewigen Wesen und der unauflöslichen Ordnung der Natur offenbart, bloß auf ein einziges Volk beziehen könnte! Zudem wendet sich Paulus in der eben angeführten Rede, in der er dem Irrtum einer Abbildung Gottes entgegentritt, ja gar nicht an Juden, sondern an die Athener!

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Zusammenfassung

  1. Jede Art von menschlicher Spekulation über die Gottheit, sei es von einfachen Leuten oder von Philosophen, wird von der Bibel als Abgötterei betrachtet
  2. in den Zehn Geboten folgt nach dem Verbot der Bilderverehrung die Betonung des EINEN Gottes
  3. der universelle Hang des Menschen, sich Gott in Bilder vorzustellen, wird kategorisch abgelehnt; man findet kein Körnchen Wahrheit über Gott in Bildern

Text

Die Schrift redet gewiß, um dem rohen und beschränkten Verständnis der Men­schen entgegenzukommen, von Gott allgemein in schlichter Weise. Wo sie ihn von den falschen Göttern unterscheiden will, da stellt sie ihn deshalb besonders den Götzen entgegen. Damit erkennt sie nicht etwa die feinere und geschicktere Lehre der Philosophen an, sondern sie will nur die Torheit der Welt um so besser ent­hüllen, ja diesen Wahnsinn, dem man erliegt, wenn auf der Suche nach Gott jeder seinen eigenen Spekulationen nachhängt! Wenn die Schrift Gott allgemein ganz für sich allein beschreibt und alle sonstige „Gottheit“ in der Welt scharf von ihm fernhält, so macht sie damit alles zunichte, was sich die Menschen aus eigenem Gut­dünken an Göttern hergestellt haben: denn Gott allein ist vollgültiger Zeuge von sich selbst.

Nun hat aber der rohe Unsinn die ganze Welt ergriffen, daß man eine sichtbare Gestalt Gottes haben will und sich deshalb aus Holz, Stein, Gold, Silber oder sonstigem totem und vergänglichem Stoff Götter bildet; darum wollen wir als Grundsatz festhalten: Gottes Ehre wird in frevlerischem Betrug angegriffen, wo man ihm irgendwelche äußere Gestalt andichtet. Nachdem sich deshalb Gott im Gesetz die Ehre der Gottheit allein zugesprochen, fügt er, um zu zeigen, welche Art der Verehrung er billigt und welche er verwirft, gleich hinzu: „Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen …“ (Ex. 20,4). Damit hält er unsere Frechheit im Zaum und verbietet uns jeden Versuch, ihn in irgendeinem sichtbaren Bilde darzustellen. Alle Formen zählt er auf, in denen der Aberglaube schon damals seine Wahrheit in Lüge zu verkehren angefangen hatte. Wir wissen ja auch, daß die Perser die Sonne angebetet haben; soviel Sterne die törichten Heiden am Himmel sahen, soviel Götter erdachten sie sich. Es gab fast kein Tier, das die Ägypter nicht als Gottesbild verwendet hätten. Die Griechen schienen klüger zu sein als andere, da sie Gott unter menschlicher Gestalt verehrten (Maximus Tyrius, Philosophoumena II,3). Aber Gott macht unter den Bildern keinen Unterschied, als ob etwa das eine doch besser passend sei als das andere, sondern er verwirft ohne Ausnahme alle Götzenstandbilder, alle gemalten Idole und alle anderen Zeichen, unter denen der Aberglaube Gottes Nähe zu besitzen wähnt.